Die Freuden der Pflicht

Die Freuden der Pflicht

Dass es großen Spaß macht, einen bekannten und beliebten Roman für die Bühne zu adaptieren, haben die Schattenlichter vor drei Jahren beim Umschreiben von Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ erlebt. Diesen Spaß merkt man auch der Inszenierung von Siegried Lenz‘ „Deutschstunde“ an, die derzeit noch auf der Probebühne des Berliner Ensembles zu sehen ist, ab Oktober aber wegen des großen Erfolgs auf der Hauptbühne gezeigt werden soll.

Die Geschichte eines jungen Menschen, der nach dem Zweiten Weltkrieg einen Aufsatz über „Die Freuden der Pflicht“ schreiben soll, aber nur ein leeres Blatt abgeben kann, weil er erst die Erinnerungen an seinen kompromisslos pflichtbewussten Vater verarbeiten muss, zeigt die Bühnenumsetzung des Dramatikers Christoph Hein nahe an der Romanvorlage.

Das Dutzend ausschließlich männlicher Schauspieler stellt nicht nur jeweils mehrere Charaktere und Typen dar, sondern fungiert auch als O-Ton-Geber für Möwen, Wind, Wellen, Sirenen, Motoren, Rhythmen und vieles mehr. Es tut gut, dass die aufgrund der Nazi-Thematik oft sehr ernsten Szenen auf diese Weise eine humorvolle Untermalung erhalten. Der Schattenlichter-Tipp: Hingehen — und möglichst vorher noch schnell den 573 Seiten starken Roman lesen. Eine Hommage an den im vergangenen Jahr verstorbenen Autor, deren Erfüllung keine Pflicht, sondern eine Freude ist!

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.