Viel mehr als Kabarett

Viel mehr als Kabarett

„Jetzt noch deutscherer“ heißt das aktuelle Programm des Franzosen Alfons, das sich vier Schattenlichter gestern in den „Wühlmäusen“ ansahen. Der Titel ist Programm, denn Alfons hat nach 27 Jahren in Deutschland nun die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.

Alles begann mit einem Brief des damaligen Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz, der dem in Hamburg lebenden Alfons in freundlichem Amtsdeutsch vorschlug, Deutscher zu werden. Wie Alfons humorvoll darlegt, war er anfangs misstrauisch und suchte das Kleingedruckte, à la „Im ersten Jahr ist das Deutschsein kostenlos, danach buchen wir monatlich 24,99 Euro von Ihrem Konto ab.“ Auch Alfons‘ beste Freunde in Frankreich zeigten sich völlig verständnislos, warum sich Alfons „naturalisieren“ lassen solle; diesen hässlich klingenden Fachbegriff nutzt man tatsächlich in Frankreich. Er sei doch nun wirklich kein Deutscher, der mit Stahlhelm herumlaufe und „Schnell!“ brülle. Nicht zuletzt sah auch Alfons selbst an sich nach wie vor typisch französische Merkmale wie Unpünktlichkeit oder ein völliges Unverständnis darüber, dass man in Deutschland Demonstrationen anmelden müsse.

Dies alles ist sehr vergnüglich mitzuerleben, aber wer nun denkt, dass es zwei Stunden lang so weitergehen würde, ist auf dem ‚olzweg: Je später der Abend, desto emotional und politisch tiefgründiger wird er. Alfons bricht so manche Lanze für ein vereintes Europa und für die Deutsch-französische Freundschaft. Was wir über seine Grand-mère und über die Vergangenheit von Alfons‘ Familie erfahren, überrascht und geht weit über ein typisches Kabarett mit nettem Franzosenakzent hinaus. Auch eine stimmungsvolle Live-Piano-Begleitung mit Gesang und Fotos tragen zum Rundumgelingen bei.

Heureusement gibt es in Kürze zwei noch nicht ganz ausverkaufte Zusatztermine in Berlin: am 19. und 20. Februar 2019. Die Schattenlichter empfehlen: Faut pas le rater … und sind froh, dass die eigenen Schattenlichter-Aufführungstermine erst am 21., 22. und 23. Februar sind, so dass es nicht zu einer deutsch-französischen – ach nein, jetzt ja deutsch-deutschen Konkurrenzsituation kommen wird.
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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.

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