Weihnachts-Theatergutschein gesucht?

Weihnachts-Theatergutschein gesucht?

Theater-Tipp für Dezember (2/3)

Wer noch schnell einen Weihnachtsgutschein basteln und einen heiteren Theaterbesuch verschenken möchte, dem empfehlen fünf Schattenlichter die neuste Inszenierung des Schlosspark-Theaters: „Monsieur Claude und seine Töchter„.

Wieder einmal geht das Konzept auf, aus einem erfolgreichen Kinofilm ein erfolgreiches Theaterstück zu machen. Auch wenn sämtliche Berliner im Vorweihnachtsstress sind, war im Schlosspark-Theater am 22. Dezember fast jeder Platz besetzt. Noch ist die Erinnerung an den lustigen Film von 2014 mit Christian Clavier in der Hauptrolle frisch, und man hat Lust, sich auch auf der Bühne anzusehen, was auf der Leinwand lustig war.

Film und Stück handeln von einem konservativen französischen Ehepaar aus der Provinz, dessen allesamt in Paris lebenden Töchter die Wertewelt der Eltern auf den Kopf stellen, indem sie anstatt „anständiger katholischer Franzosen“ einen Juden, einen Muslim und einen Chinesen heiraten. Auf die vierte, noch ledige Tochter fokussiert sich alle elterliche Hoffnung, doch noch einen echten französischen Katholiken zu einer schönen kirchlichen Trauung in der Provinz zu bewegen. Als sich ein Verlobter mit dem gutbürgerlichen Namen Charles ankündigt – hach, wie Charles de Gaulle -, der noch dazu aus einer strenggläubigen katholischen Familie stammt, scheint die Welt des Monsieur Claude wieder in Ordnung – bis er und seine Frau dem Auserwählten endlich gegenüberstehen …

Film und Stück sind gleichermaßen kurzweilig und lustig. Sie verhandeln jede Menge Klischees und zeigen, dass die, über die ein Klischee existiert, auch selbst in Klischees denken. Jung und Alt nehmen sich da in der Handlung nicht viel. Das Ganze wird zwar im Schlosspark-Theater nicht tiefgründig verhandelt, aber da dies auch im Film nicht der Fall ist, werden keine Erwartungen enttäuscht. Das tut der Sache keinen Abbruch: Man kann sich schließlich auch ohne erhobene Zeigefinger zum Nachdenken anregen lassen.

Ein Film kann ja problemlos von einem Ort zum anderen springen. Für ein Bühnenstück ist das schwieriger. Das Schlosspark-Theater löst die Problematik genial mit ein paar Stühlen, mehreren bunten Vorhängen und einer Drehbühne. Bemerkenswert ist das fürs Schlosspark-Theater ungewöhnlich große Ensemble: Da alle Töchter, Schwiegersöhne und Eltern in der Regel gleichzeitig auf der Bühne stehen und sich auch manche Nebenrollen nicht gut für Doppelrollen eignen, stehen 13 Personen auf der Bühne. Das bringt eine Vielfalt mit sich, die zum Charakter des Stücks hervorragend passt. Die Rollen der Madame und des Monsieur Claude spielen Brigitte Grothum und Peter Bause.

Das französische Filmoriginal hat übrigens einen sehr viel einfallsreicheren namen als die deutsche Übersetzung – nicht etwa „Monsieur Claude et ses filles“, sondern „Qu’est-ce qu’on a fait au bon dieu?“. Genau das ruft Madame verzweifelt aus, nachdem sie ihren vierten Schwiegersohn zum ersten mal gesehen hat: „Was haben wir dem lieben Gott nur getan?“

Für Eure Gutscheine: Es gibt wieder zahlreiche Vorführungen ab Mitte Januar, außerdem im Februar und im April 2019. Viel Spaß!

 

Infos teilen:

Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.

Schreibe einen Kommentar