Die Unmöglichen

Die Unmöglichen

Wenn eine Lesung nicht nur Lesung heißt, sondern „Lesung mit geballter Schauspielkunst“, dann kann sie sicherlich hier bei den Schattenlichtern als Theater-Tipp besprochen werden. Einer Lesung mit so auffälligem Untertitel folgten gestern Abend zwei Schattenlichter im Admiralspalast in der Friedrichstraße.

Bevor es losging, lieferte die Natur ein eindrucksvolles Schauspiel mit arg verdunkeltem Himmel, mit Starkregen, gleißenden Blitzen und polterndem Donner. Wer es klitschnass in den Admiralspalast geschafft hatte, hatte schon mal was zu erzählen.

Dann trat eine Mitarbeiterin des Hauses auf die leere Bühne und überraschte mit der Nachricht, dass trotz des Wetterspektakels alle sechs Lesungsschauspieler pünktlich eingetroffen seien. Mit Rücksicht auf das noch längst nicht vollständige Publikum der eigentlich ausverkauften Veranstaltung wolle man den Beginn der Lesung aber um zehn Minuten verschieben.

Dann ging es endlich los: Die „geballte Schauspielkunst“ betrat die wie für eine klassische Lesung mit Tischen und Wassergläsern eingerichtete Bühne. Ich wollte sie alle schon mal live sehen, nicht immer nur auf der Kinoleinwand – Jan Josef Liefers, Devid Striesow, Ronald Zehrfeld, Meret Becker, Claudia Michelsen und Thomas Loibl.

Die Lesung des Textes „Die Unmöglichen“ gestaltete sich tatsächlich eher wie ein Theaterstück mit Textbüchern als wie eine Lesung. Das Team interagierte mit großer Freude; immer wieder wurden Gegenstände von einem zum anderen gereicht, und nicht selten wechselte jemand seinen Platz. Es wurde auch lautstark geknutscht und gehauen. Anders als bei einem Hörbuch machten die Schauspieler auch die Geräusche selbst: Besonders begeistert war das Publikum von Babygeschrei, Anrufbeantwortern und Handyklingeln. Als Erzähler führt Jan Josef Liefers durch den Abend. Nebenbei trug er mit einigen humorvoll gespielten Nebenrollen zu der Geschichte bei.

Thema des als Hörspiel konzipierten Textes ist die pränatalen Diagnostik: Ein deutsches Ehepaar reist nach England, um in einer Privatklinik per In-Vitro-Fertilisation ein Kind zu zeugen. Drei Embryonen entstehen, aber nur einer wird eingepflanzt werden. In diesem Moment beginnt eine spekulative Vorschau auf die wichtigsten Ereignisse zwischen Geburt und Tod. In einer Parallelmontage werden die drei möglichen Leben der Embryonen – Amelie, Max und Fabian – erzählt: Was macht das Leben glücklich? Welches der drei Leben ist das lebenswerteste? Zu hören sind drei Möglichkeiten. Am Ende werden sich die Eltern für eine entscheiden – ohne das Wissen, dass die Zuschauer durch den Blick in die Zukunft haben. Und das ist auch gut so, denn man muss nicht alles schon vorher wissen …

Die Schattenlichter waren begeistert und empfehlen, schon mal eine kleine Wochenendreise für den nächsten Winter einzuplanen: „Die Unmöglichen“ werden dann gespielt, äh, gelesen, in Hannover (23.11.), in Dresden (26.1.2020) und in Leipzig (15. März 2020). Alle drei Daten sind Wochenendtermine, so dass sich eine kleine Städtereise anbietet.

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.

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