Lebenshilfe mit „Echsoterik“

Lebenshilfe mit „Echsoterik“


Der zweite Theaterbesuch im neuen Jahrzehnt führte vier Schattenlichter in die Berliner Wühlmäuse – zu Michael Hatzius, einem genialen Schauspieler und Puppenspieler, den die Schattenlichter vor einigen Jahren entdeckt hatten. Wer in den Theater-Tipps zurückscrollt, wird einen Eintrag zu Hatzius‘ Solo-Comedy-Programm „Echstasy“ finden.

Genauso, wie die Schattenlichter damals Seitenstiche vom zweistündigen durchgängigen Lachen bekamen, erging es ihnen auch gestern wieder, bei Hatzius‘ dritter Show, „Echsoterik“.

Die im Namen versteckte Echse ist Hatzius‘ große Handpuppe „Die Echse“, die ihre über Millionen Jahre gesammelten Erfahrungen gerne und gnädig herablassend mit dem Publikum teilt.

In „Echsoterik“ inszeniert sich die Echse als Guru: Sie ist in die Wühlmäuse gekommen, um die Menschen zu heilen und um ihnen Orientierung zu geben. So bietet die Echse dem Publikum zum Beispiel an, sich von ihr die Tarotkarten legen zu lassen. Hatzius gestaltete dafür in Zusammenarbeit mit dem Hallenser Künstler Robert Voss spezielle Tarotkarten, auf denen seine Puppenfiguren in vieldeutigen Motiven erscheinen. 

Hatzius bekommt auch in der aktuellen Show ein gutes Verhältnis zwischen Live-Spiel und Film hin: Während wir bei „Echstasy“ über Filmsequenzen aus dem verfallenen Spreeparkgelände mit seinem leise quietschenden Riesenrad lachten, toppte „Echsoterik“ das Ganze noch: In einer Handvoll kurzer Filme begleitet das Publikum Hatzius und die Echse auf ein – echtes – Esoterikfestival. Die Aussteller präsentieren der Echse stolz ihre abgedrehten Waren, und Hatzius als Meister der frechen Improvisation gibt als Echse seinen geerdeten Senf dazu. 

Aber nicht nur die Echse führt durch den Abend; es gibt auch einige toll gestaltete Nebenfiguren wie die Schweine Steffi und Torsten, die sich auf der Bühne verbal demontieren, ein depressives Huhn, eine meckernde Zecke und ein spuckendes Kamel. Und Hatzius selbst versucht sich zum Ärger der Echse als Clown, Zauberer und Märchenonkel.

Hatzius vertieft in seinem neuesten Programm nicht nur die Vielschichtigkeit seiner Figuren, sondern er erweitert auch den improvisierten Anteil, indem er immer wieder das Publikum in das Geschehen der Show einbindet. Und das war gestern der Knaller: Schulschwänzerin Fredi aus Lankwitz, Student Paul aus Pankow und Tunnelbauer Steve aus der schönen Priegnitz – unglaublich, dass diese Typen echt sind, und saukomisch, welche Gespräche die Echse mit ihnen führte!

Am 17. Mai ist Hatzius wieder mit „Echsoterik“ in den Wühlmäusen. Am besten jetzt schon Karten sichern – und am Abend selbst eine Quietscheechse und DVDs von den ersten beiden Shows erstehen, damit der Spaß zu Hause noch weitergeht.

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.

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