Mittelgroße Rolle in Agatha-Christie-Krimi zu vergeben

Mittelgroße Rolle in Agatha-Christie-Krimi zu vergeben

Aus: Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf (14.05.2020)
Autor: Boris Buchholz

Die Laien-Theatergruppe Schattenlichter sucht für ihr nächstes Stück nach schauspielerischer Unterstützung. Wenn Sie zwischen 40 und 80 Jahren alt und ein Mann sind sowie Lust haben, entweder einen brotlosen Künstler oder einen verwirrten Alten (die Rollen seien beide „sympathisch“) zu spielen, dann melden Sie sich doch bei Elke Brumm (die E-Mail-Adresse lautet: schattenlichter@gmx.de).

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Licht aus, Licht an

Licht aus, Licht an

Aus: Paulus Blätter (4/2020)
Autor: Lothar Beckmann

Republikflucht, Ausreiseantrag, Stasi-Büro, Observation, Abschnittsbevollmächtigter – beim Betrachten des DDR-Alltags im Theaterstück „Barbara“ hatten die Zuschauer nicht viel zu lachen. Die Ausweglosigkeit und Repression im „Osten“ hatten die meisten Theaterbesucher zum Glück nicht miterleben müssen. Sie sehen das Unbegreifliche heute, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, aus einer gewissen Distanz, müssen sich erst zurechtfinden in dem unsäglichen DDR-Trott, den die Schattenlichter auf die Bühne zurückgeholt haben.

Dieser Schritt rückwärts wurde dem Publikum nicht leicht gemacht. Durch die Adaption der vielen Szenen aus dem Film „Barbara“ für die Theaterbühne wird der Handlungsablauf immer wieder unterbrochen. Was im Film mit einer neuen Kameraeinstellung erledigt ist, heißt für die Bühnenfassung: Umbau der Kulissen im schummerigen Licht und Verweilen der Zuschauer im Halbdunkel. Licht an, Licht aus zerstückelt den Inhalt des Stücks. Wann und wie geht‘s weiter? Der rote Faden ist jedes Mal bis zum Zerreißen gespannt. Da hilft auch die Leinwand neben der Bühne, auf der Filmsequenzen das Bühnengeschehen zusätzlich veranschaulichen, nur wenig.

Die Bilanz der Theatergruppe Schattenlichter mit 38 Stücken in 35 Jahren ist wirklich beeindruckend. Viele der Komödien mit Tiefsinn, der Kriminalstücke mit Aha-Erlebnis, der zeitkritischen und klassischen Werke begeisterten die Fangemeinde. Aber nicht jedes Genre eignet sich für die Laienspielgruppe. „Barbara“ steht eher nicht in der oberen Hälfte der ewigen Bestenliste der Schattenlichter-Produktionen.

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„Die Nashörner“ im Schnelldurchlauf

„Die Nashörner“ im Schnelldurchlauf

Das Hans-Otto-Theater in Potsdam hat erstaunlich häufig Stücke auf dem Spielplan, die die Schattenlichter auch bereits gespielt haben – ich denke da nur an „Frau Müller muss weg“, „Richtfest“, „Der Vorname“, dessen für April 2020 geplante Premiere das Theater leider wegen der Corona-Krise verschieben musste, und „Die Nashörner“.

Eugène Ionescos „Nashörner“ spielten die Schattenlichter bereits im September 1992. Das ist recht lange her, und da ich das Stück inzwischen nicht wieder gesehen oder gelesen habe, erinnere ich mich hauptsächlich daran, dass sich in diesem Stück brave Bürger einer nach dem anderen in Nashörner verwandeln. Dies bringt viel Aufregung und Unruhe mit sich, und häufig mussten wir auf der Bühne – als noch nicht verwandelte Bürger – erstaunt ausrufen: „Oh! Ein Nashorn!“

Ich war damals Studentin und spielte eine freundliche Hausfrau, die das traurige Schicksal erleiden musste, dass ein Nashorn ihre Katze zertrampelte. Mir ist sehr gut in Erinnerung, dass ich mit einer platten Katze – woher hat man nur so ein Requisit? – laut wehklagend über die Bühne rennen musste und immer wieder fassungslos ausrief: „Es hat meine Katze zertrampelt! Es hat meine Katze zertrampelt!“

Viel mehr ist mir nicht in Erinnerung geblieben, aber für fast drei Jahrzehnte ist das ja gar nicht mal so schlecht.

Da die Schauspielerinnen und Schauspieler des Hans-Otto-Theaters wie alle anderen in Deutschland derzeit coronabedingt nicht auftreten dürfen, werden sie im Homeoffice aktiv. Das Ensemblemitglied Franziska Melzer ist auf die Idee gekommen, „Die Nashörner“ im Schnelldurchlauf zu spielen.

Das ist ihr mithilfe einer tollen Legobühne, die etwas von einem französischen Amphitheater hat – Ionesco wäre begeistert -, sehr gut gelungen. Und was soll ich sagen: Mein Gedächtnis hat mich nicht im Stich gelassen. Seht selbst, was an meinen Erinnerungen dran ist!

Dafür https://www.hansottotheater.de/gruesse-aus-dem-home-office/ anklicken und scrollen bis zum Eintrag „Franziska Melzer spielt ‚Die Nashörner‘ im Schnelldurchlauf“!

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Lars Eidinger live in der Schaubühne oder online im coronabedingten Ersatzprogramm

Lars Eidinger live in der Schaubühne oder online im coronabedingten Ersatzprogramm

Schon lange waren sich mehrere Schattenlichter einig, dass sie Lars Eidinger, der ja zurzeit häufig im Kino zu sehen ist, auch einmal auf einer Bühne erleben wollen. Die Schaubühne hat derzeit zwei Inszenierungen mit Eidinger auf dem Spielplan, beide von Henryk-Ibsen-Stücken: „Hedda Gabler“ und „Peer Gynt“.

So bemühte sich ein Schattenlicht pünktlich zum ersten Werktag im März, wenn auf www.schaubuehne.de der Verkauf für den Folgemonat freigeschaltet wird,um Karten für „Peer Gynt“. Doch Pech gehabt: Erst war die Seite überlastet, und als die Technik nach wenigen Minuten wieder mitspielte, waren sämtliche Karten für sämtliche „Peer Gynt“-Vorstellungen ausverkauft.

Bald stellte sich heraus: So ein großes Pech war es nun doch nicht, denn wie wir inzwischen wissen, sind wegen des Corona-Virus die aktuellen Aufführungen abgesagt. Damit wären die Theaterkarten ungültig geworden.

Dank des hervorragenden Onlineangebots der Schaubühne kamen die Schattenlichter am Samstagabend nun doch in den Genuss, Lars Eidinger auf der Schaubühnenbühne zu erleben: An diesem Tag wurde „Hedda Gabler“ als Theatermitschnitt fürs Fernsehen gezeigt. Zwar war die Aufnahme bereits mehr als zehn Jahre alt, aber Lars Eidinger, Jörg Hartmann und Katharina Schütte haben sich nicht nennenswert verändert.

Unsere Neugier ist nun also befriedigt, und das Theater kann sich in diesen existenzbedrohenden Zeiten zumindest über eine Spende freuen.

Langgediente Schattenlichter bemerkten sofort die Ibsen-typische Sprache, die die Schaubühneninszenierung zum Glück recht natürlich und unangestrengt herüberbringt. Wie bei „Die Frau vom Meer“, die die Schattenlichter 1997 aufführten, liegt etwas Morbides über den Personen der Handlung, und wieder gibt es eine zentrale Frauenperson, um die sich mehrere Männer scharen, die nicht eben Sympathieträger sind und deren Einfalt und andere Charakterschwächen die Heldin zur Verzweiflung bringen.

Auch wird in dieser Inszenierung das Klischee bedient, dass es bei Ibsen – passend zur schwermütigen Stimmung – quasi immer regnet. Das Bühnenbild stellt dies besonders wirkungsvoll heraus: Die Handlung spielt sich vollständig im Haus der Protagonisten ab, das modern eingerichtet ist und über eine komplette Glasfront zum Garten verfügt – und an dieser Glasfront strömt der Regen fast ununterbrochen herab. Da schüttelt’s einen ununterbrochen.

Wie wir von einem anderen Schattenlicht erfuhren, wurde die zweieinviertelstündige Inszenierung in der Schaubühne ohne Pause gespielt. Davon sind wir kein Freund, denn ein Gespräch über das Stück und ein Beinevertreten tun immer gut. Nehmen wir dies als einzigen Vorteil der derzeitigen Kontaktsperre: dass wir in der Onlinevariante von „Hedda Gabler“ für unsere Kommentare so oft unterbrechen konnten, wie es uns beliebte.

Der Schattenlichter-Tipp: Die Schaubühne vormerken für die Zeit, wenn man wieder persönlich hingehen kann, und gleich am ersten Werktag des Monats um Punkt 11 Uhr um Karten kümmern! Die Termine dafür schon am Vortag checken, denn aufs Tempo kommt es an!

Und bis dahin immer mal wieder gucken, was das Onlineprogramm der Schaubühne allabendlich hergibt!

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Verseuchtes Grundwasser bedroht die Menschen

Verseuchtes Grundwasser bedroht die Menschen

Einer Meldung des Tagesspiegels zufolge hat nun auch die Schaubühne am Lehniner Platz ihren Spielbetrieb auf die virtuelle Bühne verlegt.

Auf der Webseite des Theaters steht ab sofort täglich von 18:30 Uhr bis Mitternacht kostenfrei ein Onlineersatzspielplan mit täglich wechselndem Programm bereit.

Zu sehen sind Fernsehaufzeichnungen von Inszenierungen von Peter Stein, Luc Bondy und Klaus Michael Grüber. Los geht’s mit Ibsens „Volksfeind“.

Es sei naheliegend, mit Henrik Ibsens „Volksfeind“ zu beginnen, sagte der künstlerische Leiter Thomas Ostermeier. In dem Stück bedroht das verseuchte Grundwasser eines Badeorts die Gesundheit der Menschen, und es entbrennt ein Konflikt um die Frage, was vernünftigerweise zu tun sei.

Hier geht’s zum Onlinespielplan.

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Ein Live-Theaterbesuch zu Zeiten von Corona

Ein Live-Theaterbesuch zu Zeiten von Corona

Die aktuellen Corona-bedingten Vorsichtsmaßnahmen führten bekanntlich auch zur vorübergehenden Schließung der Berliner Theater. Vier Schattenlichter hatten Karten für „Schmetterlinge sind frei“ im Schlosspark-Theater gekauft und sich auf den Besuch gefreut. Vorstellung gecancelt …

Nun stellte sich die Frage: Was tun mit den ungültigen Karten?
Umtausch gegen andere Karten für einen späteren Termin?
Umtausch gegen einen Theatergutschein?
Den Betrag auszahlen lassen?
Oder den Betrag spenden, um den Corona-gebeutelten Kulturbetrieb zu unterstützen?

Das Schlosspark-Theater machte uns die Entscheidung leicht. Es lud uns – und alle anderen Theaterfans – zu einer Live-Vorführung von „Schmetterlinge sind frei“ ein: Heute um 20 Uhr spielten die vier Schauspieler ihr Stück auf ihrer gewohnten Bühne. Aber das Publikum blieb zu Hause und erlebte ein Theaterstück der besonderen Art: als Live-Stream am häuslichen Bildschirm.

Unsere erste Streaming-Erfahrung bewerten wir Schattenlichter positiv: Es ist zwar nicht das Gleiche wie ein echter Theaterbesuch, aber in diesen Zeiten haben wir nun mal nicht die Wahl. Immerhin sind wir gesund geblieben und auch nicht als Wirt für das Virus tätig geworden. Und wir haben Johannes Hallervorden, Julia Biedermann, Helen Barke und Fabian Stromberger live beim Spielen zugeguckt, konnten sie aus der Nähe sehen (eigentlich hatten wir Reihe 30 gebucht), niemand neben uns hat gehustet oder geraschelt, wir mussten weder auf den Bus warten, noch an der Garderobe oder am WC anstehen, und mitreißend war das Stück allemal.

Im Mittelpunkt der Handlung steht ein junger Erwachsener: Don Baker. Er hat gerade seine erste eigene Wohnung bezogen, um endlich auf eigenen Füßen zu stehen und sich aus den Fängen seiner überfürsorglichen Mutter zu befreien. Soweit nichts Besonderes, aber Don ist blind.

Gerade als sich Don in seinem spartanischen Zimmerchen gut zurechtfindet, flattert die neue Nachbarin Jill in sein Leben. Sie ist das absolute Gegenteil von Don: frei, lebenslustig und spontan. Die beiden verlieben sich. Doch die Komplikationen lassen nicht lange auf sich warten. Denn was für Don ein Quantensprung ist, scheint für die lockere Jill nur ein Abenteuer von vielen. Und dann mischt sich auch noch Dons Mutter ein, der offenbar jedes Mittel recht ist, ihren geliebten Sohn wieder zurück nach Hause zu holen …

Das Ganze findet glaubwürdig und flott gespielt in einem gelungenen Bühnenbild statt; Dons Wohnung mit ihrem coolen Hochbett und ihrem großzügigen Dachfenster – das Don gar nicht sehen kann – hätte man auch gerne als erste eigene Bleibe gehabt. Was sich in Jills unordentlich-chaotischer Nachbarwohnung abspielt, kann man sich nur vor seinem inneren Auge vorstellen – gut für die Entwicklung der Phantasie! Ohnehin wird man nach diesem Stück seine blinden Mitmenschen in einem anderen Licht sehen.

Zuletzt sei einem Schattenlicht von Ende 40 die Bemerkung erlaubt, dass Julia Biedermann, die in meiner Jugend immer tolle Jugendliche spielte, auch als übereifrige Helicoptermutter überzeugen kann.

Anders als bei einem tatsächlichen Besuch im Schlosspark-Theater herrschte bei den virtuellen Besuchern ein reges Kommen und Gehen – da haben die Leute eben doch eher Fernseh- als Theatergewohnheiten. Kurz vor Beginn sprang die angezeigte Zuschauerzahl innerhalb von Sekunden von 300 auf mehr als 750. Wenn man sich vorstellt, dass wir zu viert vor dem Laptop saßen, können es also auch 3.000 Zuschauer gewesen sein. Am Ende waren immer noch mehr als 600 bei der Stange, und es hagelte virtuellen Applaus und jede Menge begeisterte Kommentare.

Für die Schattenlichter ist eins klar: Die Theaterkarten werden gespendet! Das war eine super Aktion des Schlosspark-Teams!

Den Live-Stream gibt es am morgigen Donnerstag, dem 19.3., noch einmal: Einfach um kurz vor 20 Uhr auf Facebook die Seite des Schlosspark-Theaters aufrufen (Schlosspark Theater Berlin), in der linken Navigationsleiste auf „Video“ klicken! Und Spenden nicht vergessen!

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Barbara will rüber!

Barbara will rüber

Aus: Zehlendorf aktuell (März/April 2020)
Autor und Fotograf: Carsten Scheibe

Die Schattenlichter (www.schattenlichter.info) meldeten sich in diesem Jahr mit einem ganz besonderen Stück zurück. Die Theatergruppe feierte ihr 35-jähriges Bestehen und zugleich ihr 38. Stück auf der Bühne. Das neue Stück wurde traditionell im Paulus-Gemeindehaus am Teltower Damm 6 aufgeführt. Der Saal war vom 20. bis zum 22. Februar einmal mehr komplett ausgebucht. Die Zehlendorfer waren anscheinend äußerst neugierig auf das neue Stück „Barbara“. Das verstehen die Schattenlichter nämlich als ihren Beitrag zum deutschlandweiten Jubiläum „30 Jahre Mauerfall“.

Elke Brumm, die von Anfang an bei den Schattenlichtern mit dabei ist: „Das Stück ‚Barbara‘ ist ein nach dem bekannten gleichnamigen Kinofilm selbstgeschriebenes Stück, das 1980 in der DDR spielt.“ Elke Brumm selbst hat das Skript für die Hobbytheatergruppe verfasst und dabei den gleichnamigen Film von 2012 für die Bühne adaptiert – übrigens mit Genehmigung u. a. des originalen Drehbuchautors Christian Petzold.

Um was geht es im Stück? Wir schreiben den Sommer 1980 und wir befinden uns in der DDR. Die Ärztin Barbara (Elke Brumm) hat einen Ausreiseantrag gestellt. Sie wird aufgrund dieses Antrags zunächst inhaftiert und dann strafversetzt. Anstatt weiterhin in der Hauptstadt arbeiten zu dürfen, muss sie nun in ein winziges Krankenhaus tief in der Provinz umsiedeln. Hier wird sie äußerst misstrauisch beäugt. Vor allem ihre neugierige Vermieterin (Susanne Wein) spioniert ihr ständig nach und informiert regelmäßig die Stasi-Beauftragte Mirjam Schütz (Kristina Lane), die ebenso regelmäßig die Durchsuchung von Barbaras Habseligkeiten anordnet.

Doch Barbara arbeitet bereits an ihrem ganz eigenen Plan B. Ihr Geliebter aus dem Westen (Jean-Pierre Pactat) bereitet ihre Flucht vor – was einige konspirative und für Barbara äußerst gefährliche Treffen erforderlich macht.

Das einzige Positive in der DDR-Welt, die Barbara aus der Perspektive einer unter Dauerverdacht stehenden Staatsfeindin kennenlernt, ist die Arbeit im Krankenhaus. Der lokale Chefarzt Dr. André Reiser (Justin Becker) entwickelt bei der Pflege der meist sehr jungen Patienten eine ebenso große Empathie wie Barbara selbst. Seine nette Art ist der einzige Lichtblick in Barbaras Welt. Und als der jungen Patientin Stella (Amélie Bylang) ein ungleich härteres Schicksaal in den Abgründen des DDR-Systems droht, muss Barbara eine Entscheidung treffen …

Die Schattenlichter spielen ihr neues Jahresstück traditionell immer nur an drei aufeinanderfolgenden Abenden im Jahr. Die Karten, die für fünf Euro nicht einmal besonders teuer kommen, sind in der Regel in kürzester Zeit abverkauft. Vor allem die Älteren aus dem Bezirk nutzen sehr gern die Möglichkeit, ein tolles Theaterstück in der Nachbarschaft zu sehen, sodass eine weite Anreise in die City entfallen kann.

Beim Stück „Barbara“ ist dieser Altersschnitt besonders passend: Viele der an den drei Abenden anwesenden Personen werden sich noch bestens an die Zeit vor der Wiedervereinigung erinnern können. Als West-Berliner hat schließlich jeder so seine ganz eigenen Erfahrungen mit der DDR gemacht. Für die West-Berliner ging es meist darum, ewig an der Transitgrenze zu stehen, um hier die Schikanen der Grenzbeamten zu erdulden. Und wer Verwandte in der DDR hatte, kann sicher noch ganz andere Geschichten erzählen.

„Mit dem Mauerfall verbindet uns viel“, erzählte so auch Elke Brumm, die die erste Schattenlichter-Aufführung noch als Zuschauerin erlebte, aber seit der zweiten Inszenierung mit auf der Bühne steht und die Gruppe seit 1988 managt. „Denn am 9. November 1989 hatten wir zufällig gerade eine Theaterpremiere. In der Pause erzählte jemand, die Mauer sei offen. Wir haben das gar nicht für voll genommen, da wir auf das Theaterstück konzentriert waren.“

Erst nachts zu Hause sahen die Schattenlichter das unglaubliche Geschehen im Fernsehen. „Schon am nächsten Tag war Zehlendorf-Mitte voller Trabbis. Abends luden wir Spontangäste aus Teltow und Potsdam zu unserer Aufführung ein, und anschießend gingen wir alle zur Öffnung der Glienicker Brücke. Das war toll!“

Nach zuletzt sehr fröhlichen Stücken wie „Der Vorname“ oder „Boeing Boeing“ ist bei „Barbara“ nun überhaupt gar nichts lustig. Bei diesem Stück fällt einem sofort wieder ein, warum die DDR als Unrechtsstaat galt und wie perfide die Bürger zum Teil ausspioniert wurden. Barbara muss hinnehmen, dass sie eingesperrt, in die Provinz versetzt, bespitzelt und regelrecht überwacht wird, vom der Durchsuchung ihrer Habseligkeiten einmal ganz abgesehen. Da fühlt man sofort die Beklemmung aus der alten DDR-Zeit wieder. Die Schattenlichter helfen mit ihrem Stück dabei, dass dies nicht in Vergessenheit gerät.

Der große Gemeindesaaal im Gemeindehaus mit seiner elf Meter hohen Decke war auch in diesem Jahr wieder ein toller Ort, um ein Theaterstück aufzuführen. Eine Besonderheit ist stets das Buffet, das in der Pause mit Mettbrötchen und anderen handgemachten Leckereien zum kleinen Preis dafür sorgt, dass keiner von den Gästen hungrig nach Hause geht.

Die Schattenlichter arbeiten übrigens bei den Proben komplett ohne Regisseur: Alle Schauspieler, die gerade auf der Bühne stehen, entwickeln die aktuelle Szene mit – und tragen so gleichberechtigt zum späteren Gelingen bei.

Schade ist – wie in jedem Jahr -, dass die Schattenlichter nur für drei Aufführungen zur Verfügung stehen. Nun muss man wieder ein ganzes Jahr warten, bis man sie wieder zu sehen bekommt.

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Theater-Tipp in Zeiten von Corona

Theater-Tipp in Zeiten von Corona

„Berlin schließt seine Bühnen“ war heute in großen Lettern auf Seite 1 des Tagesspiegels zu lesen – neben einem traurigen Bild von leeren Zuschauerrängen eines imposanten Theatersaals. Eine Ausnahmesituation, die es in den 35 Jahren des Bestehens der Schattenlichter noch nicht gab!

Und nun? Vorsichtshalber zu Hause bleiben, lesen und Filme angucken? Die Schattenlichter verstehen diese Vorsichtsmaßnahme des Senats. Wir empfehlen: Gebt jetzt den kleinen Theatern in Berlin eine Chance!

Unsere „Barbara“-Aufführungen besuchte beispielsweise Günter Rüdiger vom Zimmertheater Steglitz. In einem so kleinen Haus dürfte die Ansteckungsgefahr nicht größer sein als in der BVG oder am Arbeitsplatz.

Also nichts wie hin! Das abwechslungsreiche Programm ist unter www.zimmertheater-steglitz.de zu finden.

Wir meinen: Berlin hat zu viel zu bieten, als dass man bis zum 19. April – dem vorgesehenden Ende der Theaterschließungen – zu Hause bleiben könnte!

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Ein neues Stück für die Schattenlichter?

Ein neues Stück für die Schattenlichter?

Der März ist für die Schattenlichter immer ein entscheidender Monat: Nachdem ein paar Tage nach den letzten Aufführungen alle Gruppenmitglieder entscheiden, ob sie in folgenden Theaterjahr wieder mit an Bord sein werden, geht die Suche nach einem möglich passenden Stück los.

Eigentlich glaubte ich bereits, den Knüller gefunden zu haben: „Extrawurst“ (siehe unser vorletzter Theater-Tipp). Doch leider erteilte uns der Verlag die Aufführungsrechte nicht – mit Verweis darauf, dass das Renaissance-Theater die Aufführungsrechte exklusiv besitze und dass auch für uns, die wir mit unseren drei Aufführungen in Zehlendorf bestimmt keine Konkurrenz fürs Renaissance-Theater sind, keine Ausnahme gemacht werden könne.

Also geht die Suche weiter. So gingen heute zwei Schattenlichter ins Berliner Kriminaltheater in Friedrichshain. Dort läuft Agatha Christies Krimi „Ein Mord wird angekündigt“.

Worum geht’s in dem 40. Krimi der britischen Krimikönigin?

Zwei schrullige alte Damen erfahren durch eine Annonce in der Zeitung, dass in ihrem Haus ein Mord stattfinden soll. Die einen reagieren entsteht, die anderen angsterfüllt auf diese Ankündigung. Neben dem örtlichen Kommissar nicht sich auch Miss Marple des Falles an; aber auch sie kann nicht verhindern, dass nach einem Stromausfall die Leiche eines Mannes im Wohnzimmer liegt. Und dann wird auch noch jemand vergiftet. Was soll Miss Marple davon halten? Aber dann entdeckt sie etwas Merkwürdiges …

Vieles spricht dafür, dass dieser Krimi in die Abstimmungsrunde der Schattenlichter am 23. März eingebracht werden wird: eine kurzwellige Handlung, die optimale Personenzahl, nur ein einziges Bühnenbild, weniger als zwei Stunden Stücklänge, etwa gleich große Rollen – und die Tatsache, dass wir lange nicht mehr Agatha Christie gespielt haben und Lust dazu hätten.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hat morgen, am 8. März, und dann wieder im Mai die Gelegenheit dazu: info@kriminaltheater.de

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Ein wichtiges Theaterstück gegen das Vergessen

Ein wichtiges Theaterstück gegen das Vergessen

75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs drohen die Schrecken der NS-Zeit in Vergessenheit zu geraten. An aktuellen Ereignissen lässt sich das ja leider immer wieder erschreckend deutlich ablesen.

Da ist es wichtig, dass es über das Leben der Zeitzeugen hinaus – neben Büchern – anschauliche, erlebbare Erinnerungen gibt. Eine ganz besondere eindrucksvolle ist jedes Jahr an einigen Tagen im Februar/März im GRIPS Theater zu sehen: „Ab heute heißt Du Sara“.

Dieses Theaterstück erzählt in mehr als 30 prägnanten Szenen das Leben der Berliner Jüdin Inge Deutschkron in der Nazizeit. 

Wer sich eingehender mit der Geschichte der heute fast 100-Jährigen befassen möchte, dem sei die Autobiografie von Inge Deutschkron empfohlen, die der damalige GRIPS-Chef Volker Ludwig als Grundlage für die Theaterfassung verwendete. Auch im Museum „Blindenwerkstatt Otto Weidt“ am Hackeschen Markt in Berlin-Mitte finden sich Spuren von Deutschkrons Geschichte, denn der mutige Weidt half ihr mit einer Anstellung und mit einem gefälschten Pass weiter.

Überhaupt ist „Ab heute heißt Du Sara“ gleichzeitig die Geschichte von Greueltaten und von Heldentaten, von Feinden und von Freunden, von Flucht und Zuflucht.

Ich sehe das Stück fast jedes Jahr und bin immer wieder aufs Neue beeindruckt.

Schön für langjährige GRIPS-Anhänger ist es, dass in „Ab heute heißt Du Sara“ auch noch einige GRIPS-Urgesteine mitspielen, die sonst nicht mehr regelmäßig auf der Bühne am Hansaplatz zu sehen sind. Und auch diejenigen, die neu im „Sara“-Team sind, sind allesamt sehenswert.

Eine weitere Vorstellung gibt es morgen, am 7. März: www.grips-theater.de

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