Corona, Corona

Corona, Corona

Mit Kultur und Corona ist das ja so eine Sache. Da schenkte jüngst ein Schattenlicht einem anderen zum Geburtstag Theaterkarten – für einen Besuch beider Familien zusammen im GRIPS Theater. Die schenkende Familie konnte dann allerdings gar nicht an der Geburtstagsparty teilnehmen – wegen Corona. Und als gestern der Theatertermin nahte, mussten die Beschenken ihre Karten weitergeben  – wegen – Ihr werdet es schon ahnen – Corona!

Hoffentlich ist das kein Vorgeschmack auf den bevorstehenden Herbst und Winter mit der – ich komme beim Zählen gar nicht mehr mit – achten Corona-Welle oder so.

Wenn man die Umstände bedenkt, kommt es immer wieder einem Wunder gleich, dass unsere schöne Berliner Kulturlandschaft immer noch am Leben ist. Und so soll es auch bleiben! Also weiter unverzagt planen, vorfreuen, Karten kaufen und im Notfall eben auch mal umtauschen …

Gelohnt hat es sich gestern in jedem Fall: Das GRIPS Theater war wieder einmal ausverkauft  – zur 1.958. Vorstellung des Berlin-Musicals „Linie 1“. So intensiv wie gestern haben wir die Vorführung lange nicht erlebt. Das Schauspielteam spielte mit einer Intensität und Freude, die sich schon ab der ersten Szene aufs Publikum übertrug. Dietrich Lehmann als Hermann schmetterte seinen legendären Song „Herrlich zu leben“ mit großer Stimmgewalt. Er war ja schon immer toll, seit der Premiere im April 1986, wird aber immer noch besser! Unglaublich!

Charmant ist auch die Einleitung ins Stück, die seit der coronabedingten Linie-1-Pause dem Musical vorweggestellt wird: Da wird man eingeführt ins West-Berlin der 1980er-Jahre, und es wird erklärt, dass auf der Bühne alles so gespielt wird, wie es schon 1986 der Fall war. Ein hilfreicher Hinweis für alle, die das Stück zum ersten Mal sehen.

Zu erwähnen ist auch Claudia Balko, die bereits seit Jahrzehnten am GRIPS ist, die gestern aber zum ersten Mal in Rollen wie „Bouletten-Trude“ zu sehen war. Gut gemacht!

Wie sagt ein altes westberliner Sprichwort: Nach „Linie 1“ ist vor „Linie 1“. Der Spielplan ist auf www.grips-theater.de schon bis Ende Januar 2023 veröffentlicht. Da gibt’s neben vielem anderen Vielversprechenden auch einige Termine von „Linie 1“. Und manchmal werden ja auch kurzfristig Plätze wieder frei …

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Ein Vorgeschmack auf den diesjährigen Kulturherbst?

Ein Vorgeschmack auf den diesjährigen Kulturherbst?

In diesem Monats wird’s schwierig mit einem Theater-Tipp der Schattenlichter. Eigentlich hättet Ihr sogar zwei Tipps erhalten sollen, denn wir hatten heute Abend Tickets für „Schöller macht rüber“ im Prime Time Theater und nächsten Samstag für „Selfie“ im GRIPS Podewil.

Beide Vorführungen wurden nun krankheitsbedingt abgesagt.

Hoffentlich ist das nicht ein Vorgeschmack auf unseren diesjährigen Kulturherbst!

Also: Alle schön impfen lassen, Maske tragen und Tickets umbuchen! Neue Termine für „Schöller macht rüber“ gibt’s zum Beispiel zwischen Weihnachten und Neujahr, und „Selfie“ werden wir nun Anfang November ansehen. Wir werden Euch berichten, wie es war!

Den Schauspielteams schnelle und gute Besserung! Wir brauchen Euch!

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Sommerzeit ist Open-Air-Theater-Zeit

Sommerzeit ist Open-Air-Theater-Zeit

Die Schattenlichter finden, dass zum Sommer unbedingt auch immer ein Theaterbesuch auf einer Open-Air-Bühne gehört. Und da sich ein Schattenlicht kürzlich in der Schule mit Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ herumschlagen musste – noch dazu auf Englisch -, lag es auf der Hand, zuzuschlagen, als dieses Stück auf dem Spielplan der Shakespeare Company Berlin auftauchte.

Zusätzlich reizvoll: Die Shakespeare-Profis spielen diesmal erstmals nicht auf ihrer Stammbühne im Schöneberger Südgelände am S-Bahnhof Priesterweg, sondern ein paar Meter weiter auf dem Gelände des Sommerbades am Insulaner.

Gestern Abend war es schließlich soweit! Hatten wir allerdings erwartet, auf den Tribünen des Schwimmbades Platz nehmen zu können, lagen wir falsch: Das „Theater am Insulaner“ ist separat am Rande des „Insu“-Geländes aufgebaut – ein typischer shakespearescher Theaterbau, mit rundem Grundriss und so guter Akustik, dass man auch jedes Wort der flüsternden Schulklassen verstehen konnte, die sich erfreulicherweise ebenfalls das Stück ansahen – und dass, obwohl doch bereits Schulferien sind!

Wie uns eher schlecht Vorbereiteten das Schüler-Schattenlicht beim Betreten des Theaters verriet, ist der „Kaufmann von Venedig“ nicht unumstritten, weil das Bild des jüdischen Geldverleihers im Stück arg negativ gezeichnet ist. Ob Shakespeare damit der Gesellschaftz einen Spiegel vorhalten wollte oder ob diese Anschauung seiner eigenen Meinung entsprach, darüber kann heute nur gemutmaßt werden.

In jedem Fall kann es nicht schaden, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen – Misstrauen und Vorurteile gegenüber anderen Volks- oder Religionsgruppen gibt es ja heute leider ebenso wie zu Shakespeares Zeiten.

Die Shakespeare Company Berlin führte das Stück mit sechs Schauspielerinnen und Schauspielern auf. Meist behielten die Schattenlichter den Durchblick, wer wer war. Wie der Belesene uns informierte, war die Rolle der Tochter des Juden gestrichen; ihr Text war geschickt auf die anderen Mitspieler verteilt. Ansonsten hielt sich die Inszenierung offenbar recht nahe am Originaltext. Erstaunlich, wie kurzweilig und verständlich die Dialoge präsentiert wurden! Schnelle Auf- und Abgänge, theatralische Mimik, schräge Musik, originelle Kostüme, ein sportlicher Schauspieler und ein einfaches, aber geniales Bühnenbild taten das Übrige.

„Der Kaufmann von Venedig“ ist noch heute und morgen um 20 Uhr zu sehen, dann wieder vom 16. bis zum 20. August.

Mehr dazu hier.

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Großes Theater zwischen 400 Getränkekästen

Großes Theater zwischen 400 Getränkekästen

Die Sommerpause läutete das GRIPS Theater am Hansaplatz heute Abend mit einem sehr dynamischen und mitreißenden Stück ein: „Das schönste Mädchen der Welt“.

Wem dieser Titel irgendwie bekannt vorkommt, der hat vermutlich 2018 den gleichnamigen Kinofilm gesehen, der eine moderne Version des „Cyrano de Bergérac“ ist. Der Cyrano – Ihr wisst schon, die Geschichte des schüchternen Mannes, der wegen seiner großen Nase gemobbt wird, aber sehr einfühlsam ist, wunderbare Liebesbriefe schreiben kann und einem weniger wortgewandten Freund Formulierungshilfe angedeihen lässt. Im Film wurde er von Gérard Depardieu dargestellt, dem Urgestein des französischen Kinos.

In der modernen Version geht das so: Die gutaussehende Roxy ist von ihrer alten Schule geflogen. In der neuen Klasse ist sie Gesprächsthema Nummer eins. Mit ihrer selbstbewussten Art verdreht sie allen den Kopf.

Auch der sensible Außenseiter Cyril – wer heißt schon heute Cyrano –, der wegen seiner großen Nase gemobbt wird, fühlt sich zu ihr hingezogen. Roxy aber zeigt Interesse am attraktiven Rick, der mit eigenen Unsicherheiten zu kämpfen hat. Zugleich versucht der coole Benno, sich an Roxy heranzumachen. Da Cyril verhindern will, dass sie auf den eitlen Klassenclown hereinfällt, verbündet er sich auf einer Klassenfahrt nach Berlin mit Rick.

Als sich etwas zwischen Roxy und Rick anbahnt, legt Cyril ihm die passenden Worte in den Mund. Denn als begnadeter Rap-Poet tritt er regelmäßig – versteckt hinter einer goldenen Maske – bei Rap-Battles auf und reißt das Publikum mit. Roxy begeistert er, hinter Rick verborgen, mit gefühlvollen und klugen Nachrichten. Denn natürlich drückt Cyril darin in Wahrheit seine eigenen Gefühle für sie aus. Wird es ihm gelingen, Roxys wachsende Zuneigung zu Rick auf sich umzulenken, oder endet alles im Desaster?

Einmal mehr beweist das GRIPS Theater, dass es noch viel mehr kann, als reines Sprechtheater zu sein. Wie hier gerappt und gekämpft wird, reißt das Publikum mit. Mein Sitznachbar hätte fast die Rückenlehne unserer Sitzbank demontiert, so sehr ging er in den Bühnenrhythmen auf!

Fasziniert war auch der Bühnenbildner der Schattenlichter: Das Bühnenbild im GRIPS bestand diesmal ausschließlich aus blauen Getränkekästen – vermutlich so an die 400 Stück. Extrem flexibel sind sie für eine Rückwand gut, aber auch für Betten in der Berliner Jugendherberge, für Sitzmöbel, Reisebusse und vieles mehr.

Ein großes Lob haben auch die Maskenbildnerinnen oder Maskenbildner des GRIPS Theaters verdient: Cyrils große Nase ist auffällig, aber nicht unglaubwürdig.

Als die Schauspielerinnen und Schauspieler in die Sommerpause gingen und die Theatergäste das Theater verließen, ging draußen im Tiergarten das Rappen weiter: Tausende feierten eine Neuauflage der Love Parade.

Wie das alte Theaterjahr endet, wird auch das neue beginnen: „Das schönste Mädchen der Welt“ steht gleich Ende August wieder auf dem Spielplan – am 25., 26. und 27. um 19:30 Uhr. Weitere Aufführungen folgen im Oktober und November. Karten gibt es unter www.grips-theater.de.

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Herzlichen Glückwunsch zum 85.!

Herzlichen Glückwunsch zum 85.!

Die Schattenlichter gratulieren Volker Ludwig, dem Schöpfer und jahrzehntelangen Leiter des GRIPS Theaters, zum 85. Geburtstag! Er hat in den 1970er-Jahren das deutsche Kindertheater revolutioniert und Mitte der 1980er-Jahre die Gattung des Berlin-Musicals geschaffen.

Kinder, Eltern, Frauen und Kulturbegeisterte in Deutschland und der Welt haben ihm viel zu verdanken!

Auch die Schattenlichter kommen immer wieder gerne ins GRIPS und verlassen das Theater begeistert, inspiriert, nachdenklich oder mit einem Ohrwurm.

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Spendest du mir eine Niere?

Spendest du mir eine Niere?

Unser Theater-Tipp für den Monat Juni ist ein zweigeteilter Tipp, der darin besteht, erst ins Kino zu gehen und sich dann das dem Film zugrundeliegende Theaterstück anzusehen.

Ihr werdet es vermutlich schon ahnen: Es handelt sich um den vorgestern angelaufenen Film „Risiken und Nebenwirkungen“ von Michael Kreihsl und das Theaterstück „Die Niere“ von Stefan Vögel.

Der Film bleibt nahe an der Handlung, nutzt aber geschickt die Vorteile seines Genres: wechselnde Schauplätze wie die Berge, ein Krankenhaus, Restaurants, Büros und Baustellen – und zusätzliche Nebenrollen wie Ärzte, Patienten, Töchter und Schwiegersöhne. Das sorgt für viel Abwechslung und lässt keine Langeweile aufkommen.

Zur Handlung: Nach einer gemeinsamen Vorsorgeuntersuchung bekommt eine Ehefrau die Diagnose Niereninsuffizienz, während ihr Mann gesund ist. Nun kreist alles um die Frage, ob ihr Mann seine eigene Gesundheit gefährden würde, um seiner Frau eine Niere zu spenden. Delikat wird es vor allem dadurch, dass der Mann zögert, sein bester Freund sich hingegen ohne Zögern als Spender zur Verfügung stellt. Ganz nebenbei kommen einige Wahrheiten ans Licht, und zwei unerwartete Wendungen sorgen für weitere Aufregung.

Die vier Hauptrollen – die einzigen, aus denen das eigentliche Theaterstück besteht – machen ihre Sache großartig: sowohl das streitende Ehepaar aus Inka Friedrich und Samuel Finzi als auch deren beste Freunde, gespielt von Pia Hierzegger und Thomas Mraz. Für viel Vergnügen sorgt auch ein Gastauftritt von August Zirner als Arzt.

Der Film ist derzeit in rund zehn Berliner Kinos zu sehen, am Sonntagabend auch Open Air. Das Stück läuft immer mal wieder – zuletzt vor drei Monaten in der Komödie am Kurfürstendamm.

Wie immer wird es spannend sein, die Inszenierungen zu vergleichen! Viel Spaß dabei!

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Was Monsieur Claude mit seinen Töchtern und Schwiegersöhnen erlebt

Was Monsieur Claude mit seinen Töchtern und Schwiegersöhnen erlebt

Vor einiger Zeit veröffentlichten die Schattenlichter an dieser Stelle einen begeisterten Theater-Tipp für die Inszenierung „Monsieur Claude und seine Töchter“ im Steglitzer Schlosspark-Theater.

Inzwischen hat nicht nur der gleichnamige Kinofilm mit Christian Clavier eine Fortsetzung erhalten, sondern auch das Schlosspark-Theater wartet mit einem zweiten Teil auf. Vier Schattenlichter machten sich heute Abend auf, um zu sehen, ob der zweite Teil mit dem ersten mithalten kann.

Worum geht es? Peter Bause als Monsieur Claude und Brigitte Grothum als seine Frau Marie haben vier liebenswerte Töchter, die nicht gerade zur Freunde ihrer biederen Eltern Männer aus vier ganz verschiedenen Kulturen geheiratet haben.

Zu Beginn des zweiten Teils besuchen Claude und Marie alle Heimatländer ihrer Schwiegersöhne – und vermissen ihr geliebtes Frankreich. Doch dann kommt Claudes Freund und Widerpart André, dargestellt vom 70er-Jahre-Schlagerstar Roberto Blanco, wieder zu ihnen zu Besuch, und es erwartet ihn eine gewaltige Überraschung: Nun will seine Tochter heiraten – aber wen?

Währenddessen versuchen Claudes Schwiegersöhne, Frankreich den Rücken zu kehren und auswandern. Aber da haben sie die Rechnung ohne Claude und Marie gemacht: Die lassen sich allerlei einfallen, um ihren Schwiegersöhnen Frankreich wieder schmackhaft zu machen.

Das Schlosspark-Theater sieht die Komödie als vergnügliches Plädoyer für interkulturelle Toleranz, für die Überwindung von Vorurteilen und für ein friedliches Zusammenleben ohne Ansehen von Hautfarbe, Herkunft und Nationalität.

Das ist sicherlich richtig, nur muss der Theaterbesucherin oder dem -besucher klar sein, dass das Stück diese Werte in einer Mischung von Komödie und Klamauk vermittelt, die auch noch von Gesangseinlagen ergänzt wird, die die Dynamik der Inszenierung nicht unbedingt erhöhen. Ein bisschen gehaltvoller wäre es sicherlich gegangen, ohne an Witz einzubüßen. Dennoch ist es ein kurzweiliger und amüsanter Theaterabend, bei dem man immer wieder schmunzeln oder laut lachen muss.

Die Schattenlichter sind übrigens so jung, dass sie vor dem Theaterbesuch ihr Roberto-Blanco-Wissen mithilfe von Google auffrischen mussten: Seinen größten Erfolg feierte der Schlagersänger 1972 mit dem Titel „Ein bisschen Spaß muss sein“. Er war seit den 1950ern als Schlagersänger, Schauspieler und Entertainer tätig. In wenigen Tagen wird er 85 Jahre alt – auf der Bühne geht er locker als 70-Jähriger durch. Ob er bei „Monsieur Claude“ wohl auch eine Gesangseinlage gab? Die Schattenlichter wollen nicht spoilern – guckt es Euch einfach selbst an!

Zwei Dutzend Vorführungen stehen im Mai und Juni noch auf dem Spielplan. Auf der Webseite ist auch ein Trailer des Stücks zu finden.

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„Frauensache“ in der Berliner Erstaufführung

„Frauensache“ in der Berliner Erstaufführung

Die Schattenlichter sind bekennende Lutz-Hübner-Fans, haben bereits zwei Stücke des Erfolgsautors gespielt und unzählige im Theater angesehen.

Bei der Berliner Erstaufführung von Lutz Hübners Stück „Frauensache“ im Kleinen Theater am Südwestkorso durften sie natürlich nicht fehlen.

Wie immer haben sich Lutz Hübner und Co-Autorin Sarah Nemitz ein aktuelles Thema vorgenommen, das kontrovers diskutiert wird.

Anders als sonst – beispielsweise in „Frau Müller muss weg“ oder in „Richtfest“ – gibt es aber nichts zu lachen. Während sonst auch einige komische Wendungen zu verzeichnen sind oder Charaktere trotz ernster Themen auch mal witzige Sachen sagen, lässt das Thema diesmal für heitere Momente keinen Spielraum: Es geht um Schwangerschaftsabbrüche und den erbitterten Kampf der Befürworterinnen und der Gegnerinnen. Dazwischen stehen hilflos die ungewollt Schwangeren und werden zum Spielball der Kämpfenden.

Das Ganze ist in kurzen, knackigen und überzeugenden Szenen Schlag auf Schlag dargestellt – in einem praktischen Bühnenbild, das schnelle Umbauten ermöglicht.

Kein amüsanter Abend, aber ein lohnender! Daher lautet der Tipp der Schattenlichter: Hingehen! Die Gruppe hat das von einem reinen Frauenteam gespielte Stück generations- und geschlechterübergreifend angesehen. Es hat für alle Arten von Zuschauenden viel Mehrwert.

Die nächsten Termine: 21. und 22. Juni 2022

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Das Chaos in Berlin ist beabsichtigt!

Das Chaos in Berlin ist beabsichtigt!

Wer bisher Berlin nicht verstanden hat, versteht es, wenn er Horst Evers‘ Show „Ich bin keiner, der sich an die große Glocke hängt“ in den Wühlmäusen sieht.

Tiefe Einblicke in die bislang geheimen Hintergründe unserer Stadt gibt es in dieser Show – beispielsweise in das Konzept, das hinter dem BER steckt, oder aber, wie einen die Dauerbaustelle am Mehringdamm auf das große Viehtreiben in Texas vorbereitet und welche Vorteile man hat, wenn es einem gelungen ist, in Berlin einen Personalausweis zu verlängern.

Aber damit nicht genug: Auch das technische Verständnis der Showbesucherinnen und -besucher wird gefördert: Wir wissen nun genaustens, welche Vorzüge Bücher gegenüber elektronischen Medien haben und warum sie dennoch über ein Ladekabel verfügen.

Wer ebenfalls diesen Wissensvorsprung haben möchte, hat in den kommenden Monaten mehrfach in den Wühlmäusen die Gelegenheit dazu: jeweils um 15:30 Uhr am 27. März, 14. und 15. Mai sowie vom 24. bis zum 28. August.

Vier Schattenlichter haben die Show heute sehr genossen und empfehlen sie allen anderen Berlinerinnen, Berlinern und Gästen dieser unglaublichen Stadt!

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O là là o là là o là là

O là là o là là o là là

Auf den Tag genau drei Wochen nach der Premiere unserer Agatha-Christie-Produktion sahen gestern Abend sechs Schattenlichter eine Agatha-Chistie-Inszenierung in der Berliner „Komödie“, die ja seit einigen Jahren das große Schiller-Theater als Ausweichquartier nutzt.

Die Komödie zeigt Agatha Christies „Mord im Orient-Express“, ihr vermutlich nach der „Mausefalle“ bekanntestes Bühnenstück. Anders als die „Mausefalle“ gehört es zu der Reihe der Krimis, in denen der belgische Detektiv Hercule Poirot ermittelt.

Dieser nahm in der „Komödie“ eine überaus zentrale Rolle ein – gespielt von Katharina Thalbach, die nicht zum ersten Mal für die „Komödie“ in einer männlichen Hauptrolle zu sehen ist.

Thalbach, die zugleich Regie führte und auch ihre Tochter und Enkeltochter im „Orient-Express“-Emsemble zusammenbrachte, legt die Rolle humoristisch übertrieben an: So viel „O là là o là là o là là“ wie im Laufe des gestrigen Abends bekommt man sonst bei einem vierwöchigen Frankreich-Urlaub nicht zu hören.

Für den Geschmack der sechs Schattenlichter etwas zu viel des Guten – wie bei allen anderen Rollen auch: von der einen, die die ganze Zeit schreit, bis zur anderen, die so abgrundtief böse ist, dass es auch jeder Blinde und Schwerhörige nach drei Sekunden verstanden hat.

Wirklich beeindruckend war das Bühnenbild, das den Orient-Express von außen und von innen zeigt – mal in einer beeindruckenden großen Bahnhofshalle, mal in einer bedrohlichen Schneewehe. Sogar die einzelnen Abteile lassen sich durch eine schnelle Drehung von außen und von innen zeigen.

Auch hier hat die „Komödie“ aber zu dick aufgetragen: mit weiteren Zugelementen zeitlich der Bühne, mit einer Projektionsfläche für langwierige Filmrückblicke und mit einem Sing- und Tanzensemble, was sogar noch größer war als das Schauspielerensemble selbst.

Bei all dem Pomp und den großangelegten Gesten fragten sich die Schattenlichter, ob sie sich in einer Verschmelzung aus Friedrichstradtpalast und Komischer Oper befänden – oder wirklich in der „Komödie“, die uns in der Vergangenheit oft mit einfachen, aber raffinierten Bühnenbildern überzeugt hatte.

Wer sich in den nächsten Wochen mit Agatha Christie auseinandersetzen möchte, gehe vielleicht besser noch ins Kino, um sich Kenneth Brannaghs Version vom „Tod auf dem Nil“ anzusehen.

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