Vier Millionen Zuschauer für die „Hartmanns“ im Schiller Theater

Vier Millionen Zuschauer für die „Hartmanns“ im Schiller Theater

Über erfolgreiche Kinofilme, die anschließend auch auf die Bühne gebracht werden, haben die Schattenlichter schon häufig berichtet. Schließlich haben auch wir selbst mit „Frau Müller muss weg“ und „Der Vorname“ erst kürzlich solche Erfolgsgeschichten gespielt.

Unser Theater-Tipp gilt diesmal dem Stück „Willkommen bei den Hartmanns“, der ersten Inszenierung, die die Komödie am Kurfürstendamm nach der traurigen Schließung seiner Traditionsbühne nun in seinem Exil im Schiller Theater präsentiert. Sechs Schattenlichter haben sich das Stück gestern Abend angesehen.

Die „Hartmanns“ kamen 2016 ins Kino. Mit einer Starbesetzung wie Heiner Lauterbach, Senta Berger, Florian David Fitz und Elyas M’Barek wurde es der erfolgreichste deutsche Kinofilm des Jahres mit vier Millionen Zuschauern. Der Stoff greift eine aktuelle Thematik auf, die damals sogar noch aktueller war als heute: die Flüchtlingswelle.

Den Simon-Verhoeven-Film hat John von Düffel für die Bühne umgeschrieben; Martin Woelffer erstellte die Regiefassung. Rufus Beck und Gesine Cukrowksi spielen das wohlhabende Ehepaar Hartmann, das sich – eher aus Langeweile als aus sozialem Engagement – entschließt, einen Flüchtling bei sich aufzunehmen. Das bringt Bewegung in die öde heile Welt der Gutbürgerlichen mit ihren Wohlstandsproblemen. Aber so einfach ist es nicht, denn die erwachsenen Kinder und die Nachbarn haben auch ein Wörtchen mitzureden, und natürlich bleiben auch die politisch rechtsaußen angesiedelten Mitbürger nicht untätig.

Martin Woellfer hat die Handlung nach Zehlendorf verlegt, wo Hartmanns eine große Villa besitzen, die auf der Bühne eindrucksvoll nachgestellt ist und das einzige Bühnenbild darstellt. Das Haus überrascht mit vielen Funktionen wie verschiebbaren Fensternischen und sich öffnenden Spalten, die Raum für neue Szenen schaffen. Originell und hübsch!

Naturgemäß spielt ein solches Theaterstück mit einigen Klischees wie den ewigen Versuchen des Herrn Hartmann, sich mit heimlichen Schönheits-OPs ein täglich jüngeres Aussehen zu verschaffen. Aber auch für ernste Themen ist genügend Raum: Als beispielsweise Flüchtling Diallo – Quatis Tarkington – die Geschichte von sich, seiner Familie und seinem Dorf erzählt, ist das ansonsten sehr amüsierbereite Publikum plötzlich totenstill.

A propos Publikum: Dieses wird hin und wieder in die Handlung eingezogen, indem es beim „Flüchtlingscasting“ der Hartmanns mehrere Hundert Geflüchtete darstellt, aus denen die Hartmanns schließlich Diallo auswählen. Dies ist zum einen ein geschickter Schachzug, um keine weiteren Schauspieler auftreten zu lassen, aber es transportiert auch die Botschaft, dass jeder von uns ein Flüchtling ist bzw. sein könnte.

Geflüchtet ist nicht zuletzt auch das obdachlose Komödienensemble – ins Schiller Theater. Das Wiedersehen mit dem 1993 geschlossenen Theaters macht Freunde; irgendwie wirkt es auch nach 25 Jahren Abstinenz noch seltsam vertraut. Außerdem ist es so groß, dass es eigentlich nur hier gelingen kann, die vier Millionen Zuschauer nach und nach zusammenzubekommen, die nach dem Film auch dem Theaterstück zu gönnen wären.

„Willkommen bei den Hartmanns“ wurde vor drei Wochen uraufgeführt. Es ist noch bis zum 28. Oktober täglich außer montags zu sehen. Wer gerade zu viele Termine hat, kann sich auch schon Karten für 2019 kaufen: Da laufen die Hartmanns vom 26. Februar bis zum 10. März.

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.

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