Eine „Extrawurst“ aus Ribbeck
Die Open-Air-Theatersaison geht weiter: Heute sahen vier Schattenlichter die Komödie „Extrawurst“ im Innenhof des Jagdschlosses Grunewald an.
Dies ist schon die vierte Inszenierung dieses Stückes, die sich die Schattenlichter zu Gemüte führen, und es lässt sich wieder einmal feststellen: Dieses Stück ist so gut, dass man es nicht oft genug sehen kann und jedesmal wieder über die dargestellten Typen und Situationen lachen bzw. die Hände überm Kopf zusammenschlagen muss.
Die heutige Inszenierung entstand vor allem für die Schlossfestspiele Ribbeck, die in diesem Jahr zum elften Mal stattfinden. Aber nicht nur Schloss Ribbeck verwandelte sich sechs Male in eine Theaterbühne für „Extrawurst“, sondern das Team geht auch auf Tournee – eben ins Jagdschloss Grunewald (heute und morgen), und anschließend nach Rathenow, auf die Festung Dömitz, nach Paretz, ins Kloster Kyritz und nach Luckenwalde. Es bietet sich also an, einen netten Tagesausflug und den abendlichen Theaterbesuch zu verbinden.
Die Schattenlichter spielten „Extrawurst“ vor anderthalb Jahren. Das Stück ist so eingängig, dass wir noch fast jedes Wort mitsprechen konnten. Wie die Schattenlichter hat auch das Ribbecker Team lokale Anpassungen vorgenommen. Auffällig ist, dass das Ribbecker Ensemble deutlich jünger ist als die drei Teams, deren „Extrawurst“-Inszenierungen wir bisher gesehen haben. Die Message kommt gut rüber: Ein Sportverein muss nicht unbedingt überaltert sein, um Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit ein Zuhause zu geben. Nein, das ist allerorten möglich und kein Generationsproblem.
Nochmal zur Erinnerung: „Extrawurst“, geschrieben vom „Stromberg“-Autorenduo Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob, zeigt die Mitgliederversammlung eines Tennisclubs, die als letzten Tagesordnungspunkt noch schnell über einen neuen Grill fürs jährliche Sommerfest abstimmen soll. Da macht ein Mitglied den Vorschlag, auch einen zusätzlichen Grill für das einzige türkische Mitglied des Vereins zu finanzieren, da der gläubige Muslim seine Grillwurst nicht auf einen Grill mit Schweinefleisch legen darf. Der Vorschlag löst umfangreiche Diskussionen aus, und man lernt die Vereinsmitglieder besser kennen, als einem lieb ist.
Ob der Verein die Zerreißprobe überhaupt überstehen wird, bleibt bis zur letzten Minute spannend! So viel sei verraten: Die Ribbecker sind optimistischer als die Zehlendorfer, geben aber auch eine Mahnung mit auf den Weg.
Das Team spielt durchgehend stringend und zeichnet die unterschiedlichen Typen glaubwürdig: vom patriarchalischen Vereinsvorsitzenden über den übereifrigen Stellvertreter, den schrecklich schrill über seine eigenen Witze lachenden Ehemann und das deutsch-türkische Tennisduo. Alle haben sympathische Züge, sind aber auch Opfer ihres Schubladendenkens und ihrer Vorurteile. Selbst diejenigen, die über lange Zeit die Sympathien des Publikums genießen, haben am Ende doch die eine oder andere Leiche im Keller.
Das Publikum an diesem lauen Sommerabend ist begeistert. Nicht nur das Stück stimmt, auch das Ambiente im Jagdschloss mit seiner sympathischen Gastronomie ist fantastisch. Wer morgen noch nichts vorhat: Schnell noch auf www.reservix.de Karten sichern. Und allen, die morgen schon verplant sind, empfehlen wir die Variante „Tagesauflug mit kurzweiligem Kulturabend“.