„Oder so“

„Oder so“

Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ kennen die Schattenlichter in- und auswendig – schließlich haben sie 2012 eine eigene Bühnenfassung erarbeitet und mit großem Erfolg aufgeführt.

Eine andere Bühnenversion sahen sich drei Schattenlichter gestern Abend in der „Komödie“ an, die derzeit im Theater am Potsdamer Platz gastiert: „Stolz und Vorurteil oder so“ von Isobel McArthur.

Unter der Regie von Christopher Tölle ist da eine ganz eigene Jane-Austen-Welt erstanden: Zwar dreht sich bei Jane Austen alles um die Beziehung zwischen Männern und Frauen, aber „Stolz und Vorurteil oder so“ kommt gänzlich ohne männliche Schauspieler aus. Fünf Frauen führen durch den Abend. Abwechselnd schlüpfen sie in die Rollen von fünf Dienstmädchen, die auch als Erzählerinnen fungieren, aber sie stellen auch die fünf unverheirateten Bennett-Schwestern dar, ihre Mutter, ihre Freundin sowie Lady Catherine de Bourgh. Und da „Stolz und Vorurteil“ eben doch nicht ohne Männer auskommt, geben die Darstellerinnen auch noch die Herren Bingley und Darcy sowie den schrecklichen Cousin Mr. Collins ab.

Das Ganze ist kurzweilig, dynamisch und witzig, manchmal vielleicht ein bisschen zu schrill und zu laut. Sämtliche Charaktere sind stark überzeichnet, was oft für großes Gelächter im Saal sorgt, aber zulasten der feinen Zwischentöne geht, von denen die Geschichte ja ursprünglich auch lebt.

Sehr originell und gelungen ist auch das Bühnenbild: Die Innenräume kommen mit einem einzigen Drehelement aus, das vier unterschiedliche Räume darstellen kann, und die wechselnden Kostüme kommen aus rustikalen Transportkisten, wie sie oft für Bühnentechnik verwendet werden.

Für die musikalische Untermalung sorgen die immer mal wieder Popsongs singenden Schauspielerinnen sowie ein Musiker, der – wenn gerade nicht im Einsatz – den stummen, unbeteiligten, zeitungslesenden Vater der fünf Mädchen abgibt.

Die Filmschauspielerin Anna Maria Mühe gibt mit „Stolz und Vorurteil oder so“ ihr Theaterdebüt; sie stellt die eigentliche Hauptrolle des Romans dar – Elizabeth Bennett, aus deren Perspektive Jane Austen die Handlung erzählt. Wie auch die anderen vier Damen (Johanna Asch, Mackie Heilmann, Nadine Schori und Birthe Wolter) macht sie das prima!

Die Schattenlichter empfehlen: Hingehen! Im Übrigen fanden auch die Begleiter der Schattenlichter, die „Stolz und Vorurteil“ weder als Buch noch als Film kannten, die Aufführung sehenswert. Sie ist also nicht nur was für hartgesottene Fans und Insider.

Wer die Bühnenfassung der Schattenlichter mit seiner eigenen Theatergruppe aufführen möchte, findet Infos dazu hier.

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Die Schattenlichter-Version von „Stolz und Vorurteil“ in Baden-Württemberg

Die Schattenlichter-Version von „Stolz und Vorurteil“ in Baden-Württemberg

An diesem Wochenende spielt die Theatergruppe der Heimschule Lender im baden-württembergischen Sasbach „Stolz und Vorurteil“ in der Version, die die Schattenlichter 2012 für eine eigene Aufführungsreihe schrieben. Die Schattenlichter freuen sich und drücken den Jugendlichen die Daumen!

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