Skurriles

Skurriles

Terminstress * TechnikstressSonstige Skurrilitäten

Terminstress

24.2.2022

Am Tag der Theaterpremiere von „Scherz beiseite“ marschiert die russische Armee in die Ukraine ein. Auf diese Premierenbesonderheit hätten die Schattenlichter gerne verzichtet.

22.2.2022

Dieses beliebte „Jahrhundertdatum“ beschert dem Standesamt, das sich direkt neben dem Gemeindehaus der Schattenlichter befindet, einen großen Ansturm. Zur Generalprobe der Schattenlichter trägt der Wind glänzende rote Deko-Herzen ins Gemeindehaus.

2021

Zehlendorf-Mitte ist montags um 18 Uhr zu einem Treffpunkt von „spazierengehenden“ Impfgegnern geworden. Nicht immer ist es einfach, die Theaterprobe pünktlich um 18:30 Uhr zu erreichen, da der Teltower Damm und die Kirchstraße voller „Spaziergänger“ und Polizisten sind – und teilweise Kreuzungen oder Straßenzüge gesperrt werden.

2020

Ende Februar zeigen die Schattenlichter ganz normal ihre jährliche Aufführungsreihe – mit dreimal ausverkauftem Haus, eng stehenden Stühlen im Theatersaal und fröhlichem Gedränge am Pausenbufett. Nur wenige Tage später beginnt der erste „Lockdown“ der Corona-Pandemie – und mit ihm die Absage von Veranstaltungen sowie die Schließung von Theatern.


Nicht ganz so viel Glück haben die Schattenlichter mit ihrem nächsten Projekt: Ende Oktober 2020, in der zweiten Corona-Welle, beschließen die Schattenlichter, ihre Proben zu unterbrechen, da es zu strengen Kontaktbeschränkungen kommt und eine Aufführung im Februar 2021 unrealistisch erscheint.

Um trotzdem weiter kulturell-kreativ tätig zu sein, arbeiten die Schattenlichter nun an einem Theaterfilm, der ganz kontaktarm bei jedem Probentermin im Gemeindehaus immer nur einen Kameramann, eine zu filmende Person und eine Helferin oder einen Helfer benötigt. Der Film „Die Mauer wird noch in 100 Jahren stehen“ soll im Februar 2021 gezeigt werden – er wird auch pünktlich fertig, aber das Kulturverbot in der dritten Corona-Welle verhindert die Vorführung. Eine Terminverschiebung auf Ende März 2021 bleibt erfolglos; erst im September und Oktober 2021 kann der Film dem Publikum gezeigt werden – bevor dann die vierte Welle zuschlägt …

2013

Zum ersten Mal seit 1988 führen die Schattenlichter ein Stück nicht nur an drei, sondern an vier Abenden auf. So kann die Gruppe vermeiden, dass – wie in den vergangenen Jahren – oft schon eine Woche vor der Premiere die Aufführungen ausgebucht sind. Wie der Zufall es will, haben zwei der „Schattenlichter“ an den Aufführungsabenden Geburtstag. Auch das gab es bis dato noch nicht mal ein Mal. Das Publikum nimmt das erweiterte Angebot gerne an; die Schattenlichter können rund 100 Zuschauer mehr begrüßen als in den Vorjahren. Ein Jahr später hat sich der zusätzliche Termin bereits etabliert; die Schattenlichter sind nun an allen vier Abenden ausgebucht. (Drei Jahre später stellen die Schattenlichter ihr Konzept aber wieder auf die weniger stressigen drei Aufführungstermine um.)

2009

Das Gespür der Schattenlichter für das passende Stück ist fast schon ein bisschen unheimlich. 2009 ist es wieder einmal soweit: Da probt die Gruppe monatelang Molières „Geizigen“, und dann bricht die Wirtschaftskrise über die Welt herein. „Ein Theaterstück über Geldgier und Geiz — es passt kaum etwas besser in unsere Zeit der verflossenen Milliardengewinne und der abstürzenden Aktienkurse“, schreibt dann auch der Kritiker der „PaulusBlätter“.

2008

Gerade atmen die Schattenlichter auf, dass ein befürchteter BVG-Streik doch nicht auf den Theateraufführungssamstag fallen wird. Aber Grund zur Entspannung besteht nicht: Orkantief „Emma“ hält Berlin in Atem; die Feuerwehr ruft zweieinhalb Stunden vor Aufführungsbeginn den Ausnahmezustand aus. „Orkanartige Böen“ der Windstärke elf mit Schwerpunkt in Dahlem und Potsdam sorgen für Kurzschlüsse, umfallende Bäume und Einschränkungen bei der Bahn. Als um 20 Uhr die Aufführung beginnt, ist die Feuerwehr in den vergangenen zweieinhalb Stunden zu 157 wetterbedingten Einsätzen ausgerückt. Der Kameramann der Schattenlichter kehrt auf halber Strecke um, da ein Baum auf der Stadtautobahn liegt. Da ist es noch erstaunlich, dass sich 180 Besucher zu den Schattenlichtern ge­traut haben. Wie viele es wohl sonst geworden wären?

2006

Gut besucht sind die Aufführungen der Schattenlichter fast immer. Aber Dürrenmatts „Physiker“ übertreffen alles bisher Dagewesene: Schon acht Wochen vor der Premiere fragen mehrere Stammzuschauer an, wann die Aufführungen stattfinden werden, um ihre Krankenhausaufenthalte und andere Termine danach auszurichten. Später klingelt das Telefon bis zu 30 Mal am Tag, von 7 Uhr morgens bis 22:30 Uhr. Die Freitags- und Samstagsaufführung sind schon mit einer Woche Vorlauf ausgebucht (200 Plätze), die Premiere mit vier Tagen Vorlauf. So öffnen die Schattenlichter die Generalprobe für weitere 120 Zuschauer. Der Eindruck der telefongeplagten Kartenmanager: „Anstrengender als jeder Bürotag!“

1999

Ein Mitspieler soll zur Bundeswehr. Ein Brief der Schattenlichter bewirkt, dass die Einberufung um drei Monate verschoben wird, da sonst eine „Zehlendorfer Tradition“ gefährdet werden würde.

1998

Seit mehreren Monaten proben wir ein Stück von Dario Fo. Da erhält dieser den Literaturnobelpreis. Ein günstiger Zufall für unsere Werbung.

23.9.1993

Die Premiere fällt auf den Tag, an dem entschieden wird, ob die Olympischen Spiele 2000 in Berlin stattfinden werden. Schüler im Publikum sind so neugierig, dass sie laut Radio hören und die Aufführungen stören.

7.7. und 8.7.1990

Die Aufführungen fallen auf die Tage des Fußball-WM-Halbfinales und -Finales. Ausgerechnet diesmal erreicht das deutsche Team das Finale. Wir verlegen die Aufführungen auf den frühen Nachmittag – vor dem Spiel. Nach dem Abbau gehen wir heim; Totenstille in Zehlendorfs Straßen.

9.11.1989

Genau am Tag unserer Premiere fällt die Berliner Mauer. Zur zweiten und dritten Aufführung laden wir die zahlreich nach Zehlendorf-Mitte strömenden Potsdamer ein. Sie kommen.

 

Technikstress

2023

Seit Jahr und Tag markieren die Schattenlichter die Position ihrer Bühnenrequisiten mühsam mit Klebeband, um bei Umbauten zwischen verschiedenen Szenen schnell die Position zu finden, auf die die einzelnen Scheinwerfer ausgerichtet sind. Da „Extrawurst“ nur ein einziges Bühnenbild hat, gibt es diesmal keine Umbauten, und Markierungen sind nicht erforderlich.

Die anderen Nutzer der Bühne – die Schattenlichter sind im Gemeindehaus ja nicht alleine – werden per Rundmail darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Bühnenelemente wie in jedem Jahr nicht mehr bewegen dürfen, wenn die Beleuchtung eingerichtet worden ist. (Dies ist immer etwa vier Wochen vor der Theaterpremiere der Fall.) Diesmal klappt das irgendwie nicht: Zwar stehen die Elemente bei einer Probe ähnlich da wie gehabt, aber Details wie fehlerhafte Namenschilder verraten, dass die Elemente verschoben worden sind.

In einer zweiten Rundmail erläutern die Schattenlichter noch einmal die Situation und bitten darum, wirklich nichts mehr anzufassen. Die engagierte Pfarrerin berichtet den Schattenlichtern, dass die Betreffenden dies nun verstanden hätten und nichts mehr verändert worden sei.

Die Schattenlichter freuen sich – doch bei der nächsten Probe entdecken sie, dass nun jemand akribisch alle Bühnenelemente mit schwarzem Edding auf dem Bühnenparkett markiert hat! Mit Edding! Auf Parkett! Die Gruppe ist fassungslos – zum einen, wie man so respektlos mit einer denkmalgeschützten Immobilie umgehen kann, und zum anderen, wie wenig das Versprechen, nichts anzufassen, offenbar wert war.

Eine dritte Rundmail wird fällig …

Und auch die dritte Rundmail hat nicht geholfen: Am Tag der Generalprobe stehen zwar die 150 Zuschauerstühle wieder ungefähr in Reih und Glied, aber die Platznummerierungen sind durcheinander. Da steht der Stuhl E 12 neben F 8 usw. Gut, wenn man immer einen zeitlichen Puffer eingeplant hat, um auf Unvorhergesehenes zu reagieren!


Ein alter Theaterglaube sagt, dass bei einer Generalprobe etwas schiefgehen muss, damit die Premiere gelingt. Die Generalprobe von „Extrawurst“ ist ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Doch in der allerletzten Szene kommt es doch noch zu einem technischen Ausfall: Ein Bild soll in einem bestimmten Moment von der Wand fallen und damit einen Monolog auf der Bühne unterbrechen. Die Darstellerin monologisiert und monologisiert, aber kein Bild fällt, da der Auslöser des Magnetmechanismus den Dienst verweigert …


Mit „Extrawurst“ ist die zweite Aufführungsreihe seit Beginn der Corona-Pandemie erfolgreich über die Bühne gegangen. Da man sich beim Theaterspielen oft recht nahe kommt und es auch mal beim lauten Sprechen zu einer feuchten Aussprache kommen kann, haben sich die Schattenlichter – sobald Corona-Selbsttests auf den Markt kamen – auf Testen vor jeder Theaterprobe geeinigt. Der Statistiker der Schattenlichter hat hochgerechnet, dass seither an die 700 Testsets verwendet wurden. Was tut man nicht alles für die Sicherheit seiner Mitmenschen!

2022

Im Agatha-Christie-Krimi „Scherz beiseite“ bringt eine heimlich ausgetauschte Lampe Miss Marple auf die Spur des Täters: Die ursprünglich platzierte Lampe ist blau, die heimlich ausgetauschte grün. Am dritten und letzten Aufführungsabend verwechselt Miss Marple die Farben und spricht von einer blauen Lampe, obgleich es eine grüne sein müsste … Der gesamte Fall ist jedoch so verzwickt, dass dieses Detail kaum auffällt.


Um in der Pandemie Gedränge zu vermeiden, bieten die Schattenlichter für „Scherz beiseite“ hauptsächlich Platzkarten an. Die Reihen werden mit Großbuchstaben bezeichnet, die Plätze mit Ziffern. Die meisten Gäste finden sich gut zurecht, nur bei Karteninhabern aus Reihe I herrscht Enttäuschung: Sie waren davon ausgegangen, in Reihe 1 zu sitzen, doch ist das „I“ erst der neunte Buchstabe im Alphabet …

2020

Ausgerechnet am Tag zwischen der Generalprobe und der Premiere des Stücks „Barbara“ tauscht die Paulus-Gemeinde die gesamte Schließanlage des Gebäudes aus. Kann da bei der Premiere alles gutgehen? Wie man es nimmt: Der Requisitenraum ist nun über einen Hintereingang ohne Schlüssel erreichbar, weil einfach der Schließzylinder vergessen wurde. Das ist problematisch, weil hier neben wichtigen Requisiten und Technikutensilien auch die Kasse mit den Tageseinnahmen gelagert werden soll. Aber es kommt noch stressiger: Nur 20 Minuten vor Premierenbeginn, als schon fast alle 200 Zuschauer im Saal sind, benutzt ein Schattenlicht eine Tür, die plötzlich mit einem Alarmschloss gesichert ist. Ein ohrenbetäubendes Piepen ist die Folge. Der Teilzeithausmeister ist nicht vor Ort, und es dauert eine Viertelstunde, bis das Piepen schließlich abgestellt werden kann. Gerade noch rechtzeitig vor Stückbeginn!


Das neue Theaterjahr begann anders als alle anderen, denn es stand im Zeichen des Corona-Virus‘. Die ersten Abstimmungen – Stückauswahl und Rollenverteilung – ließen sich noch per E-Mail oder Messengerdienst regeln, aber das gemeinsame Lesen des Stücktextes zum Feststellen von Kürzungsbedarf benötigte ein Live-Format. So setzte sich die Gruppe am vorgesehenen Probentag nicht live im Großen Saal des Gemeindehauses zusammen, sondern mithilfe der Kommunikationsoftware „Zoom“. Einige technische Schwierigkeiten traten auf – der eine bekam keine Verbindung, die andere war nicht zu hören, das Bild der Dritten fror ständig ein … Bis elf Schattenlichter glücklich per „Zoom“ und Telefonzuschaltung verbunden waren, verging eine Dreiviertelstunde. Die Schattenlichter stellten fest: Zeitlich gesehen ein recht üblicher Probenbeginn – nur konnte man diesmal nicht den ÖPNV verantwortlich machen, sondern das WLAN!

2016

Der Bühnenbau für „Boeing Boeing“ ist vollbracht. Zufrieden betrachten die Schattenlichter ihr Werk aus der Zuschauerperspektive. „Wird denn der neue Türrahmen halten?“, fragt einer. „Auf jeden Fall“, erwidert ein anderer im Brustton der Überzeugung. In genau diesem Augenblick tritt das zarteste Schattenlicht leise durch die Bühnentür – und die Gruppe sieht ungläubig dabei zu, wie der neue Türrahmen in Zeitlupe zusammenbricht.

2013

Da das Stück „Lola“ viele unterschiedliche Bühnenbilder hat, die Schattenlichter aber nicht zu viel Zeit mit aufwendigen Umbauten verschwenden wollen, integriert die Gruppe einen halbtransparenten Vorhang ins Bühnenbild. Mit diesem lassen sich Vor- und Hauptbühne trennen, und er kann bei Bedarf die rechte oder die linke Hälfte der Hauptbühne verdecken. Während die Vorhangkonstruktion bei allen Proben gut gehalten hat, übersteht sie am Premierenabend nicht einmal die erste Stückhälfte: Bei einem Umbau bricht der Vorhang zusammen und bleibt auf einem halben Meter Höhe hängen. Die Schauspieler, die schon für die nächste Szene auf der Bühne bereitstehen, sorgen schnell im Halbdunkeln dafür, dass der Vorhang erst einmal auf dem Boden zu liegen kommt. Nach der Szene ziehen andere Gruppenmitglieder den Vorhang von der Bühne herunter, so dass bis zur Pause ohne Vorhang gespielt wird, aber immerhin die Bühne in voller Größe und ohne Stolperfallen genutzt werden kann. In der Pause werden eine Leiter und Werkzeug organisiert, so dass es nach der Pause pünktlich und ordnungsgemäß weitergeht. Die anderen Aufführungsabende übersteht der Vorhang unbeschadet.


Noch nie wurde bei den Schattenlichtern gesungen – 2013 aber gibt es bei „Lola“ gleich fünf Gesangs- und Tanzeinlagen. Die neue Herausforderung mit der großen Tonanlage wird aber problemlos gemeistert, da die damit Befassten über langjährige Erfahrung aus einer Musicalgruppe verfügen.


Noch nie hatten die Schattenlichter einen Fotografen und Videofilmer mit einer so professionellen Ausrüstung wie diesmal. Während des Umtrunks nach der letzten Aufführung verstaut der Fotograf seine Ausrüstung im Kofferraum seines Autos. Zurück am Fahrzeug, muss er erschrocken feststellen, dass das Fahrzeug aufgebrochen wurde. Glück im Unglück: Offenbar wollte man das komplette Fahrzeug stehlen und brach das Vorhaben aus irgendeinem Grunde ab. Der Kofferraum bleibt ungeöffnet, die wertvolle Ausrüstung und die unwiederbringlichen Bilder bleiben erhalten.

2000

„Biedermann und die Brandstifter“: Am Finale der zweiten Aufführung wartet Ehepaar Biedermann vergebens auf explodierende Gasometer und einstürzende Häuser – die Tontechnik hat versagt. Schauspieler, Chor, Licht und Ton kommen ganz schön ins Schwitzen, improvisieren dann aber so, dass die Zuschauer das „interessant interpretierte stille Ende“ ganz angetan diskutieren.

1993

Generalprobe für „Andorra“: Im nicht mehr taufrischen Gemeindehaus bricht die Vorhangkurbel aus der Wand. Zum Glück bekommt Hausmeister Detlef Schröder das Problem bis zum nächsten Tag in den Griff – sonst hätte es ein Theaterstück mit halbgeschlossenem Vorhang gegeben!

1991

Während einer Aufführung von „Haus Herzenstod“ fällt die Sicherung aus. Ein Schauspieler sagt: „Wo ist denn hier der Lichtschalter?“, doch natürlich findet er ihn nicht. Die Schattenlichter spielen bei Saalbeleuchtung weiter, bis der Techniker den Sicherungskasten gefunden hat. Kurz nachdem wie­der Licht ist, spielen die Schattenlichter eine Szene, in der absichtlich das Bühnenlicht abgeschaltet wird. Das Publikum feixt ob dieses erneuten Fauxpas – bis es merkt, dass es diesmal gar keiner ist.

1989

Die mit viel Aufwand für „Kein Krieg in Troja“ erstellte trojanische Säulenlandschaft wirkt zwar massiv, ist es aber nicht. Ein Dar­steller lehnt sich an – eine Säule knackt ein. Sein spontaner Ausruf „Alles morsch hier“, eine intelligente Anspielung auf die Moral der Trojaner, geht im Gelächter des Publikums unter.

 

Sonstige Skurrilitäten

2024

Es gibt viele Theaterleute, die daran glauben, dass bei der Generalprobe etwas schiefgehen muss, damit die Premiere ein Erfolg wird. Bei der Generalprobe von „Grambowskis letzte Rolle“ gibt es eine entsprechende Situation: In einer Szene darf ein Schauspieler mit einem Textbuch in der Hand eine lustige Szene mit verteilten Rollen spielen. Das Textbuch rutscht ihm zu Beginn der vorhergehenden Szene aus seinem Rucksack. Es fällt zu Boden und wird beim nächsten Szenenwechsel vom sich öffnenden Vorhang mitgeschleift und von der Bühne gefegt. Mit Glück findet der Darsteller das Textbuch noch rechtzeitig wieder.

2023

Bei der Komödie „Extrawurst“ gehört es zu den Aufgaben des Schauspielteams, in der Pause durchs Publikum zu laufen und in den Rollen improvisierte Gespräche mit dem Publikum zu führen. Das türkische „Vereinsmitglied“ Cem beispielsweise soll einzelne Leute davon überzeugen, dass er im Verein einen eigenen Grill bekommt. Im Gespräch mit einer Zuschauerin beschuldigt Cem diese, sie würde nichts von Religion verstehen. Später fällt dem Cem-Darsteller ein, woher ihm seine Gesprächspartnerin bekannt vorkam: Es ist die Pfarrerin der Gemeinde!


Bei „Extrawurst“ ist auf der Bühne einiges los: Da wird nicht nur diskutiert und gestritten, sondern an vier Stellen kommt es auch zu Handgreiflichkeiten. Ein Schauspieler plant, wenn er geschubst wird, gegen ein paar leere Bierflaschen zu fallen, da es dann so schön laut klirrt. Bei der Premiere gelingt es mit besonderer Wucht: Da gibt’s Glasbruch!

2022

Vermutlich aufgrund der pandemiebedingten Planungsunsicherheiten und Hygienebedenken gelingt es den Schattenlichtern nicht, für ihr aktuelles Theaterstück „Scherz beiseite – A Murder is Announced“ ein Organisationsteam für den Snackverkauf in der Pause zu finden. Daher ist das Anbieten von Getränken, Süßwaren und Salzigem seit 30 Jahren erstmals wieder Aufgabe der Schattenlichter selbst. Obgleich aufgrund der Hygieneregeln nur 140 statt 200 Gäste pro Aufführungsabend das Gemeindehaus besuchen, ist der Verkauf eine lukrative Angelegenheit.


Der Snackverkauf sollte aber nicht die einzige coronabedingte Zusatzbelastung der Schattenlichter bleiben: Während sonst drei Helferinnen und Helfer pro Abend reichen – für die Abendkasse und den Einlass in den Theatersaal -, sind diesmal zwei weitere Personen für die Kontrolle von Impfzertifikaten und Corona-Schnelltests erforderlich. Zudem haben zwei weitere Personen mit der Erfassung der Besucheradressen zu tun, und da es erstmals Platzkarten gibt, werden auch zwei Platzanweiser benötigt.


Zum Schutz der Gruppenmitglieder untereinander gilt im aktuellen Theaterjahr, dass vor jeder Zusammenkunft alle Mitglieder einen Corona-Selbsttest machen, damit das Schauspielern ohne Schutzmasken erfolgen kann. Solange die Proben nur einmal wöchentlich stattfinden, hält sich der Aufwand in Grenzen. In der Aufführungsphase gibt es jedoch zwei Hauptproben am Samstag und Sonntag, eine Generalprobe am Dienstag, drei Aufführungen von Donnerstag bis Samstag und einen Abbautermin am Sonntag. Sieben Termine mal 15 Schattenlichter – die Testproduktionsindustrie dürfte begeistert sein!


Apropos Corona: Niemand hatte ernsthaft damit gerechnet, dass auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle – der fünften Welle der Corona-Pandemie – zu den Aufführungen sämtliche Schattenlichter sowie das gesamte Helferteam gesund und ohne Quarantäneverpflichtung im Gemeindehaus erscheinen könnten. Zwischenzeitlich hatte es auch nicht danach ausgesehen: Noch drei Wochen vor der Premiere fehlten bei einer wichtigen Theaterprobe drei Mitglieder, da sie selbst Corona hatten, und ein viertes Mitglied, da es sich nach einem Kontakt in Quarantäne begeben musste. Warum ausgerechnet in der Aufführungswoche alle „negativ“ sind? Vermutlich haben die Schattenlichter einfach „mehr Glück als Verstand“.


An einem der drei Aufführungsabende von „Scherz beiseite – A Murder is Announced“ begrüßen die Schattenlichter einen Theatergast, der seinen 60. Geburtstag feiert und 25 Freundinnen und Freunde eingeladen hat, am Geburtstag die Schattenlichter-Aufführung zu besuchen. Wie sollte man einen 60. Geburtstag würdiger begehen können? Ausgerechnet in diesem Stück wird sogar auf der Bühne „Happy Birthday“ gesungen, allerdings wird das Geburtstagskind auf der Bühne noch am selben Abend vergiftet. Kein Krimi ohne Opfer!


Nach den Aufführungen von „Scherz beiseite“ räumen die Schattenlichter ihr „Theaterkabuff“ gründlich auf. Der schmale, langgestreckte Raum hinter der Bühne beherbert seit mehr als drei Jahrzehnten Requisiten, Kostüme, Bühnenplatten, Malerutensilien, Schminke und vieles mehr. Offenbar haben die Schattenlichter lange nicht so gut aufgeräumt, denn im hinteren Bereich des Kabuff findet sich eine Zehn-Pfennig-Münze – genau 20 Jahre nach der Euro-Einführung!

2020

Die Schattenlichter stecken tief in den Vorbereitungen ihres DDR-Stücks Barbara und haben sich intensiv mit DDR-Themen beschäftigt. Ein Gruppenmitglied schreibt privat an eine Jugendherberge, um eine Reise zu buchen. Was schlägt die Autokorrektur seines Smartphones vor? Jugendwerkhof! Im Jugendwerkhof Torgau möchte man nun nicht gerade Urlaub machen …


Bei den Aufführungen von „Barbara“ hilft ein ehemaliger Mitspieler, der inzwischen Arzt ist. Beim Ausgeben der Theaterkarten sagt er immer wieder: „Und das ist Ihre Versichertenkarte“ – „Eintrittskarte“!


Immer wieder ist festzustellen, dass Uniformen auf Menschen eine besondere Wirkung haben. Ein Mitspieler, der im Stück „Barbara“ an der Einlasskontrolle und auf der Bühne als strenger VoPo in Uniform auftrat, wurde nach den Aufführungen noch wochenlang auf der Straße angesprochen: „Heute ohne Uniform unterwegs?“


Zum ersten Mal in 35 Jahren Gruppengeschichte mussten die Schattenlichter die Auswahl eines neuen Stücks online abwickeln. Da aufgrund der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus eine deutschlandweite Kontaktsperre galt und persönliche Treffen nicht zur Debatte standen, wurden die Stückvorschläge von den einzelnen Gruppenmitgliedern online eingereicht. Auch die Abstimmung über die Vorschläge ging per E-Mail und Messengerdienst vonstatten. Immerhin ergab sich ein deutliches Stimmungsbild: Für die drei abzustimmenden Vorschläge wurden 17, 9 und 7 Punkte vergeben.

2019

Die Werbung für das nächste Stück, „Barbara“, wird sehr großflächig erfolgen: Im Copy-Center gaben die Schattenlichter 400 Kopien im Format DIN A4 mit je vier A6-Handzetteln in Auftrag, so dass 1.600 Handzettel entstehen sollten. Beim Abholen der bestellten Kopien stand ein großer, prall gefüllter Karton bereit: mit 1.600 x 4 = 6.400 Handzetteln. Die Kopiererin hatte ihren Irrtum schon bemerkt, die Handzettel aber freundlicherweise nicht entsorgt. Man darf gespannt sein, ob es diesmal viermal so viele Zuschauer geben wird! Ein bisschen unpraktisch war allerdings, dass das betroffene Schattenlicht nach dem Abholen der Kopien noch ein paar Kleinigkeiten shoppen und anschließend mit einem anderen Schattenlicht ins Café und ins Kino gehen wollte – ohne Auto. Eine Wahnsinnsschlepperei …

2017

Beim Blick in die Chronik der Schattenlichter stellt eine neue Mitspielerin fest, dass exakt an dem Tag, an dem sie geboren wurde, der bis dahin unbekannten Theatergruppe der Name „Schattenlichter“ gegeben wurde. An jenem Tag erblickte also Zweierlei das Licht der Welt! Aber das ist noch nicht alles: Teil des Namensfindungsteams am 23.5.1986 war der damalige Mitspieler Harald Böing – und das aktuelle Schattenlichterstück heißt „Boeing Boeing“. Das ist fast so merkwürdig wie ein Ereignis im Jahr 2010: Ein neuer Mitspieler kam zu den Schattenlichtern, der vorher schon in einer anderen Theatergruppe gespielt hatte – die ausgerechnet „Licht und Schatten“ hieß!

2016

Wie so oft in den vergangenen Jahren werden die Eintrittskarten schnell knapp. Soweit nichts Neues – aber neu ist, dass die Zuschauwilligen zu immer umfangreicheren und blumigeren Erläuterungen neigen, um irgendwie doch noch an Karten zu gelangen: Über genaueste Schilderungen, warum sich der private Terminplan geändert hat oder warum man sich nicht schon früher Karten reservieren konnte, bis zu Details wie „Meine Freundin kommt aus Weißensee, da können wir nicht an die Abendkasse!“. Schön auch die Logik: „Wenn ich Ihnen zwei Karten für Freitag zurückgebe, müssen Sie mir doch zumindest eine Karte für Donnerstag geben!“ Auch auf den privaten Telefonnummern – Festnetz und Handy – der Kartenverwalterin versuchen Zuschauer zu allen Tageszeiten und an allen Wochentagen ihr Glück, wenn der offizielle Kartenreservierungsanrufbeantworter nicht weiterhelfen kann. Aber leider: 200 Plätze sind 200 Plätze, da ist nichts zu machen. Wie tröstlich, dass das Abendkassen-Team bislang in jedem Jahr in der Lage war, geduldigen Spontanbesuchern ausreichend Sitzplätze im Theatersaal zu vermitteln. Und wie schön, dass das Interesse der Zuschauer an den Schattenlichter-Aufführungen so groß ist!


Der Anrufbeantworter der Schattenlichter zeigt zwei neue Nachrichten an. Die erste, ohne Angabe eines Namens: „Guten Tag, können Sie mir einen Umzugslastwagen ausleihen? Bitte rufen Sie mich zügig an, denn ich habe zeitliche Engpässe.“ Die Schattenlichter denken, es handele sich um eine Verwechslung. Die zweite Nachricht, von derselben Person: „Ich bin’s nochmal. Ich möchte bei Ihnen mitspielen. Ich habe schauspielerisches Talent.“ Bis heute konnten sich die Schattenlichter nicht motivieren, zurückzurufen.


Das Bühnenbild für „Boeing Boeing“ zeigt ein stilvolles Wohnzimmer mit Ledersofa und Bücherregal. An einem dunklen Novembertag betritt ein Schattenlicht den leeren Theatersaal mit mehreren Bücherkisten, um das Bühnenregal zu befüllen. Das Schattenlicht tastet sich durch den geschlossenen Vorhang auf die düstere Bühne – und erschrickt heftig: Auf dem Ledersofa schläft ein fremder Mann! Wie sich herausstellt, hatte dieser mehrere Termine im Saal und suchte sich für die Wartezeit den gemütlichsten Ort des Saals aus.

2015

Bei einer Generalprobe soll eigentlich alles genauso verlaufen wie während der nachfolgenden Theateraufführungen vor Publikum. Das wünschten sich die Schattenlichter nach der Generalprobe von „Verwandte sind auch Menschen“ allerdings nicht: Nicht genug damit, dass vor Probenbeginn ein fremder Mann in der Garderobe steht, wo er offenbar einige Taschen durchsucht hat, aber anstelle von Portemonnaies nur zwei der begehrten Theaterkarten entwendet hat – was per se schon einen Eintrag in die Skurrilitätenliste wert wäre. Nachdem der erste Akt problemlos über die Bühne gegangen ist, erwischt eine Mitspielerin denselben Mann auf frischer Tat – beim Durchwühlen von Jackentaschen. Sie schlägt Alarm und hält den Mann auf. Andere Gruppenmitglieder lassen sich zeigen, was der Eindringling in den Jackentaschen hat, und fotografieren seinen Ausweis. Während die Mitspieler ihre Garderobe überprüfen, setzt sich der Mann schließlich ab. Die Probe geht – um Einiges holpriger als vorher – weiter, bis die Polizei eintrifft. Die nicht in die polizeiliche Meldung involvierten Darsteller und die Souffleuse versuchen, die Aufführung weiterlaufen zu lassen, die fehlenden Darsteller bestmöglich zu ersetzen und die fehlende Bühnenbeleuchtung zu ignorieren. Die Stimmung auf der Bühne wird ausgelassen, als die Polizei ausgerechnet die Personalien eines Mitspielers aufnimmt, der eine exzentrische Frauenrolle spielt. Die Polizisten reagieren souverän und willigen sogar ein, sich von einem anwesenden Pressefotografen für ein Erinnerungsfoto ablichten zu lassen. Schließlich hat es eine derartige Generalprobe in 30 Jahren Schattenlichter-Geschichte nicht gegeben!

2014

Erstmals in der Geschichte der Schattenlichter werden Karten auf dem Schwarzmarkt gehandelt: Zur Freitagsvorstellung kommen zwei glaubwürdig aussehende Besucher, die der Einlasskontrolle zwei Mittwochskarten vorzeigen. Dem Einlasser erzählen sie, dass eine Dame ihnen am Donnerstag diese Karten verkauft und dabei behauptet habe, dass diese für die Freitagsvorstellung gälten! Die beiden Freitagsbesucher sind betrübt, dass sie auf den Betrug hereingefallen sind. – Diese Begebenheit übertrifft noch den alljährlichen Besuch einer Dame, die immer wieder behauptet, eine Eintrittskarte gekauft zu haben, die sie nun aber nicht mehr finden könne. Das Gute an diesen Ereignissen: So wird dem Einlasser nie langweilig.

2013

Zum ersten Mal in der 27-jährigen Geschichte der Schattenlichter ist ein Mitspieler so krank, dass er nicht auf die Bühne kann. Glücklicherweise hat er – als Barmann in einem Bordell – eine Rolle, die zwar viel auf der Bühne präsent ist, aber keinen Text hat. So heißt es im Salon „Self-Service“; die Damen bedienen die Gäste und auch sich selbst. Auch bei den zahlreichen Szenenumbauten hatte der Barmann viele Aufgaben, die sich die anderen Umbauenden untereinander aufteilen. Zeit, um die neuen Abläufe zu proben, ist nicht vorhanden, aber alles geht so reibungslos vonstatten, dass das Publikum nichts bemerkt.

2012

Noch bei keinem Stück gab es eine so große Fluktuation wie bei „Stolz und Vorurteil“. Am schlimmsten traf es die kleinste Rolle der Bennet-Tochter Kitty: Sie wurde viermal neu besetzt, schließlich gestrichen – und letzten Endes fand sich doch noch eine Mitspielerin, die die Rolle quasi textlos, aber mit viel Mimik auf die Bühne brachte. Die Schattenlichter gingen dazu über, die Besetzung wie eine neue Software-Version „Kitty 5.0“ zu nennen. Auch die Rolle des Charmeurs Mr. Wickham stand unter keinem guten Stern: Für diese engagierte sich ein ehemaliger Mitspieler, der inzwischen in Österreich wohnt und extra zweimal zu Probenterminen anreiste. Letztlich konnte er seine Rolle dann aber nicht wahrnehmen, da sie sich nicht mit seiner Arbeitssituation vereinbaren ließ. Auch die Rollen von Tante und Onkel wurden zweimal neu besetzt. Dass das – zur Generalprobe erstmals vollständige – Ensemble letztlich hervorragend zusammenpasste, grenzt an ein Wunder.


Zum ersten Mal seit Bestehen der Schattenlichter kam es während der Aufführungen zu einem Unfall: Eine Besucherin stürzte in der Pause auf der Treppe zum Pausenbuffet und zog sich eine große Platzwunde an der Nase zu. Glücklicherweise waren unter den 200 Zuschauern auch tatkräftige Krankenschwestern, und die Schattenlichter hatten ihren Erste-Hilfe-Koffer griffbereit.

2011

Acht Wochen vor der Premiere von Gogols „Heirat“ erreicht die Schattenlichter eine Rundmail ihrer weiblichen Hauptdarstellerin: Diese teilt mit, dass ihr der Weg zum Gemeindehaus zu weit sei, da sie ja kürzlich umgezogen sei. Daher müsse sie leider auf ihre Rolle verzichten. Anders als die Hauptdarstellerin empfindet es die Gruppe als Problem, eine große Rolle so kurzfristig noch umbesetzen zu müssen. Viele Optionen werden diskutiert, und schließlich übernimmt eine engagierte Mitspielerin, die bisher als Statistin eingeplant war, die Rolle. Wie üblich macht die Gruppe aus der Not eine Tugend: Dass Gogols „Braut“ nun 54 statt 26 Jahre alt ist, wird nicht überschminkt, sondern die Braut behält ihr wahres Alter auf der Bühne bei – und es ist nun viel einfacher nachzuvollziehen, warum die Braut die Dienste einer Heiratsvermittlerin in Anspruch nimmt. Zweierlei Erfreuliches ist zu berichten: Die Braut machte ihre Sache hervorragend, und die Gruppe ging mit neuem Teamgefühl aus dieser Krise hervor.


Erstmals treten bei den Schattenlichtern Kinder auf: Drei Mitspielerkinder im Alter von fünf, sechs und sieben Jahren haben einen kurzen Bühnenauftritt – gleich zehn Minuten nach Beginn, um doch noch einigermaßen pünktlich zu Bett zu kommen.

2008

Eine Stunde vor der Generalprobe von „Pygmalion“: Die Darstellerin von Mrs. Pearce will ihre aufwändig gereinigte und gestärkte Spitzenbluse, ihre Schürze und ihren Rock aus einer Kreuzberger Reinigung abholen. Der Verkäufer kramt in seinen Unterlagen und errötet: „Ist nicht da Bluse.“ Hektische Recherchen ergeben: Das gute Stück ist in eine falsche Filiale geliefert worden. Vor dem Gemeindehaus begehren die ersten Schattenlichter vergebens Einlass, denn ausgerechnet heute hat Mrs. Pearce den Generalschlüssel. Nach 20 Minuten bringt ein Bote die Bluse zur richtigen Reinigung, und die Darstellerin kann doch noch korrekt bekleidet an der Generalprobe teilnehmen.

2006

Man sagt ja, dass bei der Generalprobe etwas schiefgehen muss, damit die Premiere erfolgreich wird. Die Generalprobe der „Physiker“ verläuft ohne Zwischenfälle. Aber zwei „Schattenlichter“ scheuen keine Mühe, um den Theateraberglauben zu erfüllen: Auf dem Heimweg halten sie mit dem Auto an einer roten Ampel. Das nachfolgende Fahrzeug fährt heftig auf. Die Polizei lässt eineinviertel Stunden auf sich warten. Und das in einer der kältesten Nächte des Jahres, im kältesten Winter seit 28 Jahren … Naja, immerhin ist so doch etwas schiefgegangen!


Zehn Minuten vor dem Aufbrechen zur Premiere muss eine Darstellerin noch schnell ihr Baby wickeln. Es pullert im hohen Bogen auf das Kostüm.


Mit zwölf Geschworenen auf der Bühne wird es schnell mal eng. Immer wieder wird beim Proben darauf hingewiesen, dass der größte Spieler eine kleine Spielerin verdeckt. Doch eines Tages setzt sich die Verdeckte unerwartet zur Wehr, rempelt spaßeshalber den Verdecker an – und stößt ihn versehentlich in den Souffleurkasten. Zum Glück übersteht der Große die Attacke unbeschadet.

2004

Vier Wochen vor der Premiere von „Ernst sein ist wichtig“ bricht oder prellt sich der Hauptdarsteller bei einem Sturz vom Fahrrad mehrere Rippen. Der eigentlich zügellose Dandy, der auf der Bühne stürmisch eine 20-Jährige umwerben müsste, wird plötzlich in seinen Bewegungen sehr verhalten; leidenschaftliche Umarmungen weichen einem sehr zurückhaltenden Spiel.


Ausgerechnet der Schauspieler mit der größten Nase hat vor der letzten Aufführung von „Ernst sein ist wichtig“ starkes Nasenbluten. Glücklicherweise hört es wenige Minuten vor der Aufführung auf. Für den Fall eines Rückfalls präpariert er sich die Nase mit saugfähigen Wattestückchen, die – aufgrund der mangelhaften Ausstattung des Aufführungsortes und der Zeitnot – aus einem Tampon stammen, und führt seine Rolle heldenhaft auf. Leicht irritiert sind nur die Schauspieler, die auf der Bühne nahe an ihn herantreten müssen und in den Nasenlöchern die Spezialausrüstung sehen.

2003

Ausgerechnet die Schauspielerin, die in „Villa Glückspilz“ eine 19-Jährige darstellen muss, wird schwanger und ist zu den Aufführungen im siebten Monat. Ein ursprünglich vorgesehener Text muss gestrichen werden: So hätte die 19-Jährige gegenüber ihrer Tante ihre spießige Wohngegend kritisiert: „Nichts passiert, außer dass die Nachbarin ein Kind bekommt.“ Und die Tante hätte erwidert: „Wart ab, bis du selbst eins kriegst, dann wirst du es aufregend genug finden!“


Die Schattenlichter haben plötzlich einen Regisseur: Darstellerkind Benjamin nimmt im Alter von zwei Monaten regelmäßig an den Proben teil. Er bestimmt, wann eine Szene abgebrochen und wiederholt werden muss: nämlich wenn er lauthals Kritik anmeldet. Und die Schauspieler gehorchen und brechen das Spiel ab.

2002

Hiobsbotschaft: Ein Mitspieler kann nicht zur Probe kommen, da er beim Schlittschuhlaufen aufs Gesicht gestürzt ist und sich drei Zähne ausgeschlagen hat. Zum Glück findet er einen kompetenten Zahnarzt, so dass er seinen Theatertext bald wieder rezitieren kann, ohne zu lispeln.


Ein 30-jähriger Mitspieler muss einen 60-jährigen Mann spielen. Er leiht sich von seinem Vater das komplette Kostüm – Jackett, Hose, halbe Brille – und imitiert dessen Frisur. Vor der Premiere begegnet ihm sein Vater zufällig auf der Toilette. Der Vater grüßt höflich, ohne seinen Sohn zu erkennen oder sich über seinen Doppelgänger zu wundern.

2000

Manch einem fällt auf, dass eine Schauspielerin in „Biedermanns“ Feuerwehrchor recht kräftig ist. Doch kaum jemand käme bei ihrem engagierten Spiel auf die Idee, dass sie im neunten Monat schwanger ist!

1994

Sprachliche Feinheiten müssen auch Laienspieler beachten. Aber versuchen Sie mal, mit deutlicher Betonung „vier Pfoten“ zu sagen! Verbunden mit Lampenfieber, kommen da schon mal „vier Foten“, „pfier Pfoten“ oder „pfier Foten“ heraus.

1993

Schon oft haben die Schattenlichter eine Person damit betraut, gleich zwei kleine Rollen zu übernehmen. Mit viel Augenzwinkern wird die rein pragmatisch getroffene Doppelbesetzung „Idiot“ und „Pfarrer“ aufgenommen. Die ebenfalls skurrile Doppelbesetzung der naiven Mutter und des philosophierenden Jemands verrät sich dadurch, dass die Schauspielerin am Premierentag ihren Finger in den Küchenmixer gehalten hat und einen dicken Verband trägt. Doppelbesetzungshöhepunkt im Jahr 2000: „Brandstifter“ und „Feuerwehrmann“ (im Chor).

1989

Wenige Tage vor der ersten großen Premiere der Schattenlichter rufen die „Felix-Bloch-Erben“ bei uns an, weil die Jugendlichen es versäumt haben, die Aufführungsrechte für den „Besuch der alten Dame“ zu beantragen. Die „Felix-Bloch-Erben“ wollen den Schattenlichtern die Aufführung untersagen, da im Nachbarhaus der Erben, dem Renaissance-Theater, ebenfalls die „Alte Dame“ gespielt wird. Nach längerer Diskussion lassen sich die Erben davon überzeugen, dass die Schattenlichter mit ihrer 14-jährigen „Alten Dame“ keine ernstzunehmende Konkurrenz sind. Im Gegenteil: Die Schattenlichter sahen sich die Renaissance-Auffüh­rungen immerhin mit 22 Personen an. Die Aufführungsrechte beantragen sie seither sehr früh – Kostenpunkt: rund 100 Mark pro Abend.


Ein Charakter des Stücks „Kein Krieg in Troja“ soll zweimal geohrfeigt werden. Durch einen verfrühten Auftritt fällt eine Ohrfeige weg. Dennoch wird der Charakter kurze Zeit später auf seine beiden roten Wangen angesprochen. Die einen merken es gar nicht, die anderen rätseln bis heute, wie das mit den beiden Backen wohl gemeint war.

1986

Die einzige Tournee der Schattenlichter führt sie in die damalige Partnergemeinde Rangsdorf/Zossen – Mitte Dezember bei Glatteis und Frost. Im Schritttempo kommen die Schattenlichter nach langer Fahrt an. Der Aufführungsort, eine alte Dorfkirche, ist so kalt, dass man den Atem der Schauspieler sieht. Gut, dass die Schattenlichter damals ohne Souffleuse spielten – sonst wäre aus dem Souffleurkasten beim Vorsagen Dampf aufgestiegen.

Infos teilen: