Jede Menge Denkanstöße rund um Kopftücher und andere Kopfbedeckungen

Jede Menge Denkanstöße rund um Kopftücher und andere Kopfbedeckungen

Ungewöhnlich spät kommt der Theater-Tipp der Schattenlichter im Monat Mai. Das liegt aber nicht etwa daran, dass wir der Kultur überdrüssig geworden wären, sondern dass wir im Wonnemonat zur Abwechslung mehrere Konzerte besucht haben.

Auch wenn einiges davon durchaus empfehlenswert ist – Tipps geben wir lieber nur in dem Bereich, in dem wir selbst zu Hause sind.

Theater also: Heute gingen fünf Schattenlichter ins GRIPS Theater: Seit mehreren Monaten ist dort „Dschabber“ zu sehen – ein nur 75 Minuten langes, knackig-dynamisches Stück mit einer aktuellen Thematik: Es geht ums Kopftuchtragen – und zugleich auch um unzählig viele Begleitthemen wie Toleranz, Religion, Freundschaft, Anderssein, Eltern-Kind-Beziehungen, Gewalt, Emanzipation, Heimat, Eifersucht, Halbwissen, Gerüchte, Vorurteile und Vertrauen. Mir würden noch zehn weitere einfallen, wenn ich weiter darüber nachdächte!

Der Autor ist Marcus Youssef, Kanadier mit ägyptischen Eltern; von ihm wurde im GRIPS bereits „Winners and Losers“ gezeigt. Er liefert mit seinem Stück jede Menge Denkanstöße, ohne eine bestimmte Lösung vorzuschreiben. Wie so oft im guten pädagogischen Theater: Der Zuschauer soll und darf sich seine Meinung selbst bilden. Das Stück ist im GRIPS für Menschen ab 13 empfohlen, die dargestellten Jugendlichen sollen etwa 16 Jahre alt sein. Die Teenager und Erwachsenen im Publikum waren hochkonzentriert und folgten der Handlungsentwicklung gespannt.

Regisseur Jochen Strauch setzt das Stück minimalistisch und effizient in Szene: Eine Betonmauer hält als Leinwand für Messenger-Nachrichten und Filmprojektionen her, ist aber zugleich eine überzeugende lieblos-graue Schulwand. Eine Handvoll abgeschabter Stühle sind gleichermaßen Sitzgelegenheiten wie auch Schrott am heimlichen Kanaltreffpunkt. Und ein Haufen bunter Klamotten macht aus drei wandlungsfähigen Schauspielern ein Dutzend Charaktere – witzig und mit gut beobachteten Details.

Das Spielertrio Nina Reithmeier, Patrick Cieslik und GRIPS-Neuzugang Marius Lamprecht begeistert mit den verschiedenen Rollen das aufmerksame Publikum in jeder Szene. Auch wenn Auftritte mancher Charaktere nur kurz sind, gelingt es, jeden so bildlich darzustellen, dass man den Typus genau vor Augen hat. Den passenden Stückrhythmus gibt ein Live-Drummer vor.

„Dschabber“ ist am morgigen Dienstag, 28. Mai, und am Mittwoch, 29. Mai, jeweils um 11 Uhr zu sehen. Wer’s nicht mehr schafft: Die nTermine für September, Oktober und November 2019 stehen auch schon im Spielplan!

Ach ja, wofür steht „Dschabber“ eigentlich? Geht ins GRIPS und findet es selbst heraus!


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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.

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