Ein Versmaß, das nicht rumpelt

Ein Versmaß, das nicht rumpelt

Ein Theater-Tipp im Sommermonat Juli empfiehlt am besten eine Freiluftbühne. Zwar sind die ganz heißen Tage gerade vorbei, aber auch gestern Abend ließ es sich gut unter freiem Himmel aushalten. Wer keine Jacke hatte, konnte sich kostenlos eine flauschige Decke ausleihen.

Die Freiluftbühne, die vier Schattenlichter gestern besuchten, ist eine nagelneue Bühne in Berlin – aber ihr Betreiber ist ein alter Hase in seinem Metier: Christian Leonhardt, der Gründer und langjährige Betreiber der Shakespeare Company Berlin, die im Schöneberger Südgelände zu Hause ist – siehe Freiluft-Theater-Tipp vom August 2018 -, hat eine neue Spielstätte eröffnet: das Globe Berlin in der Charlottenburger Sömmeringstraße. Wenn alles gutgeht, will er ab 2020 ein festes Globe Theater aufmachen, und als eine Art Vorspiel gibt es seit 1. Juni die genannte Freiluft-Variante.

Mit 50 Vorstellungen von „Romeo und Julia“ geht es los. Hier ist deutlich die Handschrift zu erkennen, die wir bereits von der Shakespeare Company Berlin kennen, und das ist erfreulich. Denn diese Shakespeare-Interpretationen sind – anders als die bloße Lektüre der Texte – kurzweilig, humorvoll und abwechslungsreich.

Das Bühnenbild ist – der Freiluft-Örtlichkeit angemessen – schlicht, aber absolut passend und voller praktischer Kniffe. Maske und Kostüme folgen einem klaren Konzept, weshalb man auch bei Shakespeare-Massenstücken den Überblick behält, wer wer ist und zu welchem Clan gehört. Und die Schauspieler spielen nicht nur toll, sondern sie sind auch noch musikalisch: Mehrere mehrstimmige Gesangseinlagen und Gitarren-, Ukulelen-, Mandolinen- und Harfeneinsätze untermalten die dramatische Handlung stimmungsvoll.

Die Schattenlichter haben mit Versmaß keine gute Erfahrung gemacht und halten entsprechende Stücke von ihrem Spielplan fern. Aber die Globe-Truppe ist der Herausforderung gewachsen und trägt das Versmaß augenzwinkernd und gänzlich ohne zu leiern vor.

Wir empfehlen: Hingehen! „Romeo und Julia“ laufen noch rund 40-mal – donnerstags sogar auf Englisch -, außerdem gibt es auf der Globe-Bühne weitere Stücke von Brecht und Bukowski.

Das Theater wird nicht subventioniert; hier tut man als Zuschauer also was besonders Gutes! in

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.

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