„Nachbarn“-Interview mit Elke Brumm

Aus: Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf (03.10.2019)
Autor: Boris Buchholz
Foto: Fredrick Ahlgrimm

Am Sonntag, 29. September, ehrte der Bezirk eine begeisterte Theatermacherin: Elke Brumm, 48, von der Zehlendorfer Laienspielgruppe Schattenlichter wurde von René Rögner-Franke, dem Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, die Bezirksmedaille verliehen. Seit 33 Jahren macht sie ehrenamtlich Theater, sie ist die organisatorische Leiterin des Ensembles.

Frau Brumm, herzlichen Glückwunsch. Wie wurden Sie vor 33 Jahren ein „Schattenlicht“?

Ich war als 14-jährige Konfirmandin in der Zehlendorfer Paulus-Kirchengemeinde in mehreren Gruppen aktiv: Gemeindezeitung, Gemeindejugendrat, Chor, Kindergottesdienstvorbereitung – und irgendwann fragte mich die Jugendarbeiterin, ob ich nicht auch zur Theatergruppe kommen wolle. Anscheinend war ich noch nicht ausgelastet; jedenfalls sagte ich zu.

Welche Hoffnungen hatten Sie damals, wie dachten Sie, würde sich das Schatten-Spiel entwickeln?

Wir planen altersentsprechend nicht besonders langfristig; unsere Gedanken gingen nicht weiter als bis zur nächsten Aufführung. Als ich in die Gruppe einstieg, war es klar, dass das ein Schattenspiel sein würde. Deswegen kamen wir im April 1986 auf den Namen Schattenlichter. Nach vier Schattenspiel-Produktionen, die jeweils nur etwa eine halbe Stunde dauerten, wollte die Gruppe etwas Abendfüllendes auf die Beine stellen.

Strebten Sie eine Karriere auf der Bühne an?

Schauspielerin wollte ich nie werden, nur Lehrerin, Richterin und Journalistin. Aber ich hatte immer Lust, neue Sachen auszuprobieren: Damals nahm ich in der Schule nachmittags freiwillig an vier AGs teil – zusätzlich zu den ganzen Gemeindeaktivitäten und zu meinem langjährigen Engagement als Klassensprecherin. Das Theater war ein Hobby unter vielen. Eine Zeitlang wollte ich auch Theaterkritikerin werden. Heute veröffentliche ich auf der Webseite der Schattenlichter Theater-Tipps: Es sind bereits mehr als 50!

33 Jahre sind eine lange Zeit, was war ihr größtes Theater-Tief?

Einmal hat uns unsere Hauptdarstellerin sechs Wochen vor der Premiere verlassen, weil sie umgezogen war und schnell merkte, dass der Weg zu den Schattenlichtern nun weiter war. Und ein anderes Mal spielten wir eine selbstgeschriebene Fassung von Jane Austens Roman „Stolz und Vorurteil“. In dem Roman hat die Familie Bennet fünf Töchter, und dazu kommen noch einige Freundinnen und andere weibliche Rollen. Dafür mussten wir mehrere neue – überwiegend junge – Mitspielerinnen anheuern. Einige waren nicht sehr ausdauernd, was dazu führte, dass wir ständig wieder neue Mädels einführen mussten. Bei einer Tochter gab es ganze fünf Neubesetzungen!

Und was waren die schönen Momente?

Davon gibt es viele. Am besten ist es, wenn uns Zuschauer erzählen, dass sie seit 30 Jahren keine Aufführung verpasst haben und was ihnen unsere Aufführungen bedeuten. Es ist toll, dass wir etwas machen, das uns – meistens – viel Spaß macht und das andere Leute erfreut.

Sie scheinen viel Energie zu haben: Wie verbinden Sie Beruf, Familie und Theaterspielen?

Meine Familie ist von Anfang an bei den Schattenlichtern dabei: Mein Mann kümmert sich vor allem um Bühnenbau und Beleuchtung, meine Söhne und meine Nichte stehen mit kleineren Rollen auf der Bühne und machen beim Bühnenbau aktiv mit. Die Lichtanlage können sie weit besser zusammenbauen als ich! Beruflich bin ich nur für dreißig Wochenstunden angestellt, so dass ich für die Familie, fürs Theater, für Sport und für meinen Dauerjob als Elternvertreterin Zeit habe. So ist es perfekt!

Wer hat Sie eigentlich für die Bezirksmedaille vorgeschlagen?

Das war der einzige Mensch, der beurteilen kann, wie viel Arbeit die Schattenlichter wirklich machen: mein Mann.

Wollten Sie in den 33 Jahren schon einmal das Ensemble wechseln – oder es auf den Mond schießen?

Da schweigt des Sängers Höflichkeit … Aber das jetzige Ensemble ist super; ich würde auf niemanden verzichten wollen!

  • Bezirksmedaille für fünf verdiente Steglitz-Zehlendorfer. Die Theaterfrau Elke Brumm haben Sie oben in der „Nachbarschaft“ schon kennen gelernt. Am Sonntag wurden auch vier weitere Bürgerinnen und Bürger für ihr jahrelanges Engagement mit der Bezirksmedaille Steglitz-Zehlendorfs ausgezeichnet: Schwester Christiane Kothe betreut seit zehn Jahren pflegebedürftige Menschen im Seniorenhaus am Rhumeweg. Bereits zwanzig Jahre lang kümmert sich Ralf-Jürgen Krüger als Vorsitzender des Bezirksverbands der Steglitzer Kleingärtner um die Anliegen der Schrebergarten-Nutzerinnen und -Nutzer. Mit Gabriele Schuster hat der Heimatverein Steglitz seit zehn Jahren eine energiegeladene und ideenreiche Vorsitzende. An engagierten Jahren nicht zu schlagen ist Herbert Szukalsky: Seit fünfzig Jahren ist er als Ehrenamtlicher beim Deutschen Roten Kreuz aktiv – unter anderem als Sanitäter bei Veranstaltungen, als Erste-Hilfe-Ausbilder und als Fahrer des DRK-Wärmebusses.
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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.

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