80 Minuten Hochspannung

80 Minuten Hochspannung

Das Publikum im Schlosspark Theater lacht im Allgemeinen gerne, häufig und ausdauernd. Heute war es anders – bei der Vorführung des Ein-Personen-Stücks „Die Judenbank“ hielt der gesamte Saal 80 Minuten lang den Atem an.

Das Stück beginnt im Jahr 1935 in Ottersdorf, einem kleinen Dorf in Süddeutschland. Dominikus Schmeinta ist aufgrund einer Erkrankung nicht mehr in der Lage ist, auf dem Hof der Familie zu arbeiten. Daher stellt ihn die Reichsbahn als Fahrdienstbeobachter an.

Täglich sitzt er aus diesem Grund auf seiner Lieblingsbank am Bahnhof. Eines Tages ist dort ein Schild aufgeschraubt: „Nur für Juden!“ Dominikus ist kein Jude – in ganz Ottersdorf gibt es inzwischen keine Juden mehr. Da sich der Bürgermeister weigert, das Schild entfernen zu lassen, entschließt Dominik sich, Jude zu werden, damit er die Bank weiter benutzen kann.

Dass das in der NS-Zeit nicht gutgehen kann, liegt auf der Hand …

Die Bank ist aber nur eins von mehreren Themen des Stücks: Um Dominiks beschauliches Leben herum sind falsche Moral, Eifersucht, Politik, Verrat und Verzweiflung zu beobachten, zu denen sich der gutherzige Mann eine Meinung bilden muss.

„Die Judenbank“ ist ein Stück, das mit intelligentem Humor das Leben von linientreuen Dorfbewohnern und zerrissenen Familien in Deutschland in der Zeit der Naziherrschaft schildert.

Peter Bause, der sich mit unglaublicher Textsicherheit durch die Handlung bewegte und oft auch seine Gesprächspartner mitspielte, wurde für seine Darstellung mit dem Hamburger Rolf-Mares-Preis ausgezeichnet. Dass er diese Konzentrationsleistung im Alter von 81 Jahren erbringt, macht ihn für die Schattenlichter zu einem großen Vorbild!

Eine weitere Vorstellung wird im Schlosspark Theater am Samstag, 10. Juni, um 16 Uhr gezeigt.

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.