Ein gelungener Abschluss des Theaterjahres

Ein gelungener Abschluss des Theaterjahres

Erst lautete die Regel „2 G“, dann „2 G plus Maske am Platz“, und drei Tage vor dem geplanten Besuch meldete sich das Theater mit der Ansage, dass laut neuster Infektionsschutzverordnung des Berliner Senats zusätzlich ein tagesaktueller Test mitzubringen sei.

So war der gestrige Besuch der Schattenlichter im Kleinen Theater am Südwestkorso zwar mit etwas Aufwand verbunden, aber das lohnte sich allemal. Denn ganz abgesehen von dem durch die Maßnahmen gesteigerten Sicherheitsgefühl war auch das Bühnengeschehen höchst erfreulich.

„Miss Daisy und ihr Chauffeur“ brachte das engagierte Team auf die Bühne – eine von etwa einem Dutzend unterschiedlicher Produktionen des Jahres 2021. Das Stück stammt aus dem Jahr 1987, bekannter ist jedoch der gleichnamige Kinofilm aus dem Jahr 1989. Die Handlung spielt in den 1950er-Jahren in den amerikanischen Südstaaten: Die starrköpfige 72-jährige Miss Daisy Werthan, Witwe eines reichen Textilfabrikanten, verursacht mit ihrem nagelneuen Wagen einen Unfall. Während Miss Daisy ihr fahrerisches Können nicht anzweifelt, macht sich ihr Sohn Boolie Sorgen. Er engagiert gegen den Willen seiner Mutter den schwarzen Chauffeur Hoke Colburn, der sehr geduldig und offenherzig ist. Anfangs weigert sich Miss Daisy, von ihm chauffiert zu werden, doch mit der Zeit entwickelt sich aus anfänglicher Antipathie eine auf Toleranz und Verständnis basierende tiefe Freundschaft.

Mit drei Schauspielern und einem aufs Wesentliche reduzierten Bühnenbild – Sessel, Schreibtisch, Telefon, Lenkrad und zwei Sitze – gelingt es dem Kleinen Theater, die sympathische Geschichte dem Publikum zu vermitteln. Bemerkenswert sind nicht nur die auf den Punkt geschriebenen Szenen, sondern auch die Entwicklung der drei Charaktere über einen Zeitraum von 25 Jahren. Wie sie vor den Augen des Publikums altern, ist eindrucksvoll und überzeugend gespielt. Publikumsliebling ist der von Pierre Sanoussi-Bliss gespielte Hoke, der mit seiner offenherzigen Art häufiger die Wahrheit sagt, als seinem Gegenüber lieb ist, und der sich trotz diverser Schicksalsschläge nicht übers Ohr hauen lässt. Pierre Sanoussi-Bliss führte bei dieser Produktion auch Regie.

Nach einer kurzen Pause zum Jahreswechsel nimmt das Kleine Theater seinen Spielbetrieb am 14. Januar wieder auf. Als erstes wird „Er ist wieder da“ auf dem Spielplan stehen. Wer zurückscrollt, findet den entsprechenden Theater-Tipp der Schattenlichter. Als nächstes gibt es eine musikalisch-poetische Reise („Leonard Cohen – We Take Berlin“, und schließlich das Stück „Frauensache“ vom Schattenlichter-Lieblingsautorenteam Lutz Hübner und Sarah Nemitz. Im Februar folgt „Drei Männer im Schnee“ nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner – auch hierzu gibt es bereits einen Theater-Tipp der Schattenlichter.

Das Theaterjahr 2022 beginnt im Kleinen Theater vielversprechend! Die Schattenlichter wünschen ihren Freundinnen und Freunden ein gutes und gesundes Jahr 2022. Wie gestern Abend am Eingang des Kleinen Theaters zu lesen war: „Bleiben Sie optimistisch!“

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.

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