Die Ankunft des Zugs verzögert sich

Die Ankunft des Zugs verzögert sich

Da die Schattenlichter bereits zwei Stücke von Agatha Christie aufgeführt haben, erwarteten sie mit Spannung die heutige Aufführung der Jugendtheatergruppe der Wilmersdorfer Auengemeinde: Für ihr Bühnenstück „City Night Line“ ließ sich Christine Seeberger von Agatha Christies „Mord im Orient-Express“ inspirieren.

Damit ist der 1934 geschriebene Roman ohne jeden Zweifel im Hier und Jetzt angekommen: Die Deutsche Bahn präsentiert sich, wie wir sie kennen, mit in freundlichem Singsang vorgetragenen Ansagen, dass sich die Ankunftszeit „voraussichtlich um unbestimmte Zeit“ verzögern werde, und mit mittelmäßig effizientem und hin und wieder hilfsbereitem Personal. Gut beobachtet und inszeniert!

Die Kriminalhandlung rund um ein entführtes Baby ist so weit vom „Orient-Express“ entfernt, dass sie auch die Kenner des beliebten Stücks und Films überrascht. Die Jugendlichen spielen engagiert die unterschiedlichen Typen, die auf der abenteuerlichen Fahrt an Bord sind. Besonders hervorzuheben sind die Darstellerinnen einer hochnäsigen Kunstlerin und ihrer ihr ergebenen hochschwangeren Assistentin sowie das junge Dream-Team der Deutschen Bahn. Sehr gelungen ist auch das Rundumprogramm, wie immer liebevoll von Monika Breß und der Erwachsenentheatergruppe der Auengemeinde organisiert: Nach einem kurzweiligen Theatervergnügen noch eine Weile bei Getränken und frisch Gegrilltem zusammenzustehen und sich über das Gesehene auszutauschen – das ist ein perfekter Theaterabend.

Unser Theater-Tipp kann leider nicht darin bestehen, für diese Inszenierung zu werben, denn der Zug ist bereits abgefahren. Aber die nächste Aufführung in der Auengemeinde ist schon in Vorbereitung: Ende April 2017 spielen die Erwachsenen „Die kleine Hexe“, und die Jugendtheatergruppe sorgt für das Rahmenprogramm. Die genauen Termine werden rechtzeitig auf www.auenkirche.de angekündigt.

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.