Theatermarathon

Theatermarathon

Vier Theaterbesuche in nur neun Tagen — so einen schönen Theaterrhythmus haben auch die Schattenlichter selten. Da kommt man aus dem Tippschreiben gar nicht heraus.

2015 spielten die Schattenlichter Erich Kästners Komödie „Verwandte sind auch Menschen“, ein eher unbekanntes Stück des großen Autors. Heute hingegen sahen sich fünf Schattenlichter Kästners bekanntestes Werk auf der Bühne des ATZE Musiktheaters an: „Emil und die Detektive“.

Die Inszenierung von Theatergründer Thomas Sutter aktualisiert das Stück, hält aber auch an Elementen der 1920er-Jahre fest: So besteht Gustavs modernisierte Berliner Clique — die im Original rein männlich ist — aus basecaptragenden Jungs und Mädchen, Schwarzen, Gehörlosen und Vegetariern, hat aber auch zwei Mitglieder mit klassischen Knickebockerhosen, Hosenträgern und Ballonmützen. Smartphones hat niemand, so dass die Verfolgung des bösen Herrn Grundeis, der Emil beim Bahnfahren 300 Euro (!) gestohlen hat, mit herkömmlichen Kommunikationsmitteln erfolgen muss.

Wie im Musiktheater üblich, wechseln die Schauspieler gekonnt zwischen Sprechtext und Singtext, und Instrumente sorgen nicht nur für Melodien, sondern auch für Geräusche. All das erzeugt eine Dynamik, die das Publikum — in dem sich immerhin auch zahlreiche Sechsjährige befanden — zweieinhalb Stunden problemlos bei der Stange hält.

Haben wir noch gestern beim Tippschreiben über ein einfallsloses Bühnenbild gemeckert, können wir schon heute Abend ein originelles Bühnenbild loben: Eigentlich nur aus ein paar Baugerüststangen und Holzplatten bestehend, ist es nicht nur für einen Zug geeignet, sondern stellt auch überzeugend eine Rathauswand, ein Hotel, eine Bankfiliale und ein Gefängnis dar.

Auch die Leistung der Schauspieler überzeugt: Einige haben feste Rollen, andere springen mühelos zwischen verschiedenen Nebenrollen. Besonderen Applaus verdient — und bekommt — Folke Paulsen als Herr Grundeis. Wer in den hinteren Reihen sitzt, zückt das Fernglas, um sicherzugehen, dass nicht Wotan Wilke Möhring diese Rolle spielt. Körperbau und Spielweise ähneln sich frappant!

Kurzum eine gelungene und stimmige Gesamtleistung, die nicht nur Familien empfohlen sei!

Die nächsten 16-Uhr-Vorstellungen gibt es am Samstag, 29. April und an den Sonntagen 9. April, 21. Mai, 28. Mai und 11. Juni. Zudem gibt es ab morgen diverse 10:30-Uhr-Vorstellungen.

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.