Beliebte Filme auf der Bühne

Beliebte Filme auf der Bühne

Schon mehrfach haben wir an dieser Stelle den schönen Trend kommentiert, aus beliebten Filmen oder Romane Theaterstücke zu machen — und umgekehrt. Ein besonders gelungenes Beispiel hatte Ende April in der Komödie am Kurfürstendamm Premiere. Jetzt haben es auch fünf Schattenlichter gesehen.

Der Titel wurde 1:1 von einem Kinofilm übernommen, der 2014 mit Heiner Lauterbach, Michael Wittenborn und Gisela Schneeberger herauskam: „Wir sind die Neuen“. Im Mittelpunkt der Handlung stehen drei Rentner, die in den 1960ern gemeinsam in einer Studenten-WG wohnten und sich 2014 entscheiden, wieder zusammenzuziehen, da ihnen das Geld knapp wird und sie sich auch im Alter unterstützen möchten.

Beim Einzug in die neue WG-Wohnung stehen sie begeistert fest, dass sich in der Wohnung über ihnen eine Studenten-WG befindet. Die Studenten teilen jedoch diese Begeisterung nicht, denn ihr Studium sieht gänzlich anders aus als das der Alt-68er: Die Zeit ist straff verplant, man studiert zwei Jahre statt 18 Semester, und zwölf Stunden am Tag wird gelernt. Dass dabei das Leben zu kurz kommt, merken die Studenten ebenso wenig wie dass es essenziell ist, nicht nur für die Prüfungen auswendig zu lernen, sondern die Materie auch zu verstehen und auf reale Situationen anwenden zu können.

Im Konflikt zwischen den unterschiedlichen WGs fallen viele unfreundliche Worte, bis sich die Jungen schließlich darauf einlassen, von der Lebenserfahrung der Alten zu profitieren. Das Ganze gestaltet sich kurzweilig. Bei allem Witz wird auch manches ernste Thema angeschnitten – wie die Fragen, ob die Alten umsonst für ihre Ideale gekämpft haben, warum sie für soziale Arbeit weniger Geld verdient haben als andere, und nicht zuletzt natürlich die Angst vor Alter, Einsamkeit und Krankheiten.
So unterschiedlich die beiden WGs sind, das Publikum ist eindeutig auf der Seite der Rentner. Die Studenten bieten keinerlei Identifikationsmöglichkeiten – erstaunlicherweise nicht einmal für die Jugendlichen im Publikum. Dies gilt für den Film ebenso wie für das Theaterstück, deren drei Rentner Henrich Schafmeister, Winfried Glatzeder und Claudia Rieschel um einiges sympathischer rüberkommen als die studentischen Pendants.

Ganz anders als im Film, aber noch viel origineller ist das Bühnenbild. Zweierlei ist besonders genial: Zum einen sieht es von weitem wie ein großer Umzugskarton aus, von nahem wie eine WG-Wohnung. Zum anderen teilen sich diese Wohnung die drei jungen und die drei alten Schauspieler, obgleich sich die Handlung in beiden Wohnungen abspielt. Auch wenn sie sich in denselben Zimmern befinden, versteht man sofort, wer sich gerade in welcher Wohnung befindet.

Wem diese Bühnenbildbeschreibung zu verworren ist oder wer einen rundum netten Abend verbringen möchte, dem sei das Stück wärmstens ans Herz gelegt: Ab heute quasi täglich bis zum 11. Juni 2017.

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.