Alles von Lutz Hübner

Alles von Lutz Hübner

Die Schattenlichter sind zu wahren Lutz-Hübner-Experten geworden: Wer sich die Mühe macht, durch die stattliche Liste der Theater-Tipps zu scrollen – übersichtlicher als bei Facebook zu finden auf www.schattenlichter.info -, der wird feststellen, dass die Gruppe nun schon das fünfte Stück des Autorenteams Hübner/Nemitz gesehen hat: „Willkommen“.

Das Renaissance-Theater hat an Lutz Hübner offenbar ebenso viel Freude wie die Schattenlichter: In flottem Rhythmus kommt ein Hübner-Stück nach dem anderen auf die Bühne des hübschen Hauses, zum Teil sogar mit denselben Schauspielern.

Mit „Willkommen“ ist Hübner wieder ein großer Wurf gelungen: Wie bei „Frau Müller muss weg“ greift er aktuelle Strömungen auf und führt auf der Bühne Menschen zusammen, die zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen haben und diese erst dezent, im Laufe des Abends jedoch vehement vertreten und dabei so manches Detail von sich offenbaren, das besser versteckt geblieben wäre. Das Ganze geschieht bei Hübner in Echtzeit, dauert knapp 90 Minuten und ist so kurzweilig, wie ein Theaterabend nur sein kann.

Aktuelles Thema des aktuellen Stücks ist die Flüchtlingssituation in Berlin: In einer Erwachsenen-WG im biederen Charlottenburg will ein WG-Mitglied sein Zimmer während eines Auslandsaufenthaltes ein Jahr lang untervermieten — an Flüchtlinge. Dies trifft bei politisch korrekten Mitbewohnern auf Gegenliebe, andere hingegen bringen ihre Bedenken und Vorurteile deutlich zum Ausdruck. Sie wünschen sich eher ein „ruhiges älteres Ehepaar“ oder „jemanden, der Tischtennis spielen kann“. Die Jüngste in der Runde offenbart die Nachricht von ihrer Schwangerschaft und hofft auf den werdenden Vater als neuen Mitbewohner. Der ist allerdings Türke aus dem Ruhrgebiet und in manchen Punkten fast flüchtlingskritischer als die AfD … Das verspricht keine reibungslose Einigung in der Mitbewohnerfrage!

Die Schattenlichter im Publikum waren im Geiste schon dabei, die Rollen dieses Stücks auf die eigenen Gruppenmitglieder zu verteilen. Das beste Zeichen dafür, dass ein Theaterbesuch wirklich gelungen ist, ist, wenn man das gesehene Stück selbst spielen will.

„Willkommen“ heißt es noch vom 1. bis zum 6. September 2017 um 20 Uhr bzw. am Sonntag um 16 Uhr. Das Theatergebäude kann übrigens auch am Tag des offenen Denkmals (Sonntag, 10. September, 11 und 14 Uhr) besichtigt werden; Anmeldung unter Tel. 030 31597315.

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.