Kishon-Szenen – das wollten wir auch schon mal

Kishon-Szenen – das wollten wir auch schon mal

Vor ein, zwei Jahren diskutierten die Schattenlichter darüber, Szenen des israelischen Satirikers Ephraim Kishon auf die Bühne zu bringen, verwarfen die Idee dann aber zugunsten von „Boeing Boeing“. Dafür sahen sich gestern fünf Schattenlichter an, wie andere mit Kishon auf der Bühne umgehen. Das Fazit: Begeisterung!

Als „szenische Lesung“ beschreibt das Deutsch-Jüdische Theater sein Stück „Kishon: Die beste Ehefrau von allen und ICH“, und das trifft es sehr gut. Rund ein Dutzend Szenen werden im Lauf des zweistündigen Theaterabends präsentiert. Was Kishon aus der Perspektive des Ich-Erzählers geschrieben hatte, ist auf der Bühne geschickt auf einen Schauspieler (Joachim Kelsch) und eine Schauspielerin (Alexandra Julius Frölich) verteilt. Meist spricht die Frau den Text von Kishons Frau, während der Mann den Text von Kishon selbst präsentiert. Zu den Stärken der Inszenierung gehört, dass dieses Muster oft genug durchbrochen wird, um kurzweilig und überraschend zu bleiben; so werden auch die eigenen Kinder, unliebsame Nachbarn und anstrengende Freunde dargestellt. Vieles erfolgt als Lesung, manches auch als Schauspiel, das mit wenigen Requisiten auskommt.

Kishons Frau gewinnt durch diese Darstellung noch mehr an Format, als sie schon beim Lesen der Originaltexte hat. Man freut sich als Zuschauer, die „beste aller Ehefrauen“ endlich leibhaftig vor Augen zu haben, und mit der ausdrucksstarken, immer präsenten Alexandra Julius Frölich ist die Rolle hervorragend besetzt. Kishon hätte seine Freude an dieser Darstellung, ist aber leider im Jahr 2005 verstorben.

Wie sich die Freundschaft zu den Spiegels gestaltet, wie sich die Ehefrau nach einem Kinobesuch selbst finden will und mit einer Krokodillederhandtasche geerdet werden muss, wie die Kishons bei einer Abendeinladung ausgehungert über ein Büffet herfallen oder wie Kishons Kind mit einem Gruselmärchen zum Einschlafen gebracht werden soll — das alles trägt die unverkennbare Handschrift des größten Satirikers des 20. Jahrhunderts und ist anregend und sympathisch dargestellt.

Den Schattenlichtern ist das Deutsch-Jüdische Theater erst seit ein paar Monaten ein Begriff, obwohl es schon 2001 gegründet wurde. Unter seinem langjährigen Intendanten Dan Lahav war es das einzige jüdische Repertoiretheater in Deutschland; es hatte einen Fünf- bis Sechs-Tage-Spielbetrieb und ein festes Ensemble. Nach dem plötzlichen Tod von Dan Lahav stand das Theater vor dem Aus, wurde aber glücklicherweise von einem kleinen, engagierten Team weitergeführt. Als neue Spielstätte konnte das Theater Coupé gewonnen werden — ein gemütlicher Raum mit schätzungsweise 80 Sitzplätzen und einem Café, in dem es sich gemütlich die Pause verbringen lässt. Das Coupé ist verkehrsgünstig am Fehrbelliner Platz gelegen; es befindet sich am Hohenzollerndamm 177 im Gebäude des Bürgeramtes.

Auf dem Spielplan des Deutsch-Jüdischen Theaters stehen pro Monat rund zehn Aufführungen verschiedenster Stücke, oft auch mit Musik (z. B. ein Stück über die Barry Sisters und ein anderes über Friedrich Hollaender, der u. a. die tollen Ohrwürmer für Malene Dietrich schuf).

Bis zum Ende der Theatersaison am 17. Juni 2018 ist noch jede Menge Zeit, um sich jüdische Kultur auf angenehme, unaufdringliche Art näherzubringen: Kishon wird wieder am Freitag, 8. Juni, und am Samstag, 16. Juni, gezeigt, außerdem weist der anspruchsvolle Spielplan bis zur Sommerpause noch weitere sechs Inszenierungen auf, zu finden unter www.djthe.de. Das Theater bekommt derzeit keine Unterstützung des Senats. Karten gibt es unter karten@djthe.de und 0176 72261305.

Infos teilen:

Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.