90 Minuten Seitenstechen

90 Minuten Seitenstechen

Das vierte Türchen des Schattenlichter-Theaterkalenders im Dezember öffnet sich in der Vaganten-Bühne, einem Theater zwischen Zoo und Kudamm, in dem mit nur 103 Sitzplätzen schnell eine familiäre Verbundenheit zwischen den Zuschauern untereinander, aber auch zwischen Zuschauern und Schauspielern entsteht.

„Shakespeares sämtliche Werke in 90 Minuten“ werden versprochen, und was es in jedem Fall gibt, sind 90 Minuten Kurzweil und Lachmuskelbeanspruchung.

Sehr ideenreich bringt die spielfreudige dreiköpfige Männertruppe unter Einsatz verschiedenster Stilmittel das ganze Werk des vor 400 Jahren geborenen Literaten auf die Bühne: Da werden szenische Darstellungen, Verfremdungen, Aktualisierungen, Ortswechsel, Tänze, Fußballfans und Zeitraffer verwendet, und wenn das nicht genügt, wird ein Drama auch mal rückwärts vorgetragen. Reicht die Anzahl der Spielenden auf der Bühne nicht aus, wird auch mal das Publikum zu Hilfe genommen.

Muss man Shakespeares Werke kennen, um dieses Stück zu sehen? Einerseits ist es von Vorteil, bestimmte Handlungen, Charaktere oder Orte wiederzuerkennen und sich über die verrückte Umsetzung zu freuen. Andererseits erfährt man auch so vieles über Shakespeare, zum Beispiel, dass er mehr als 150 Sonette geschrieben hat und dass allen seinen Komödien das gleiche Strickmuster zugrunde liegt: Liebe, Verkleidungen, Verwechslungen, Zwillinge, dramatische Fechtszenen und am Ende jede Menge überraschende Hochzeiten.

Damit schafft es das gutgelaunte Trio, sogar eine extrem unruhige Schulklasse peu à peu in seinen Bann zu ziehen. Wer weiß, vielleicht laden sich die Schüler gerade verschämt ein Shakespeare-E-Book herunter, während wir diesen Tipp verfassen.

Fünf Schattenlichter empfehlen: Hingehen, und zwar gleich am 26., 27. oder 28. Januar 2017!

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.