Mit „Kunst“ ins neue Jahr

Mit „Kunst“ ins neue Jahr

Am Silvesterabend hatten die Schattenlichter bei ihrem Theaterbesuch ein Déjà-vu: Wie am 29.12. waren sie in einem Theater bei der letzten Abendveranstaltung des Jahres in diesem Haus, und wie am 29.12. trat vor Stückbeginn der – jeweils neue – Theaterleiter vors Publikum, um eine Ansage zu machen.

Diesmal war es das Berliner Ensemble, und der seit Beginn der Spielzeit neue Intendant Oliver Reese kündigte an, dass sich einer der drei Schauspieler beim Skifahren einen doppelten Kreuzbandriss zugezogen habe, trotzdem auftreten werde, aber einige körperlich herausfordernde Szenen modifiziert werden mussten.

Den ganzen Abend über konnten die Schattenlichter nicht erkennen, welcher der drei der Verletzte war. Unglaublich – oder, da die Handlung in Paris spielt – „Châpeau“!

Auch das Stück insgesamt war unglaublich gut: Es handelt sich um „Kunst“ von Yasmina Reza, eine neue Inszenierung im Berliner Ensemble. Die Handlung erinnert ein wenig an „Der Vorname“, den die Schattenlichter ja derzeit proben: Langjährige gute Freunde treffen sich, und anhand eines Streits entwickeln sich weitere Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten, die lange unterdrückte Gefühle offenbaren und manches zutage fördern, das besser ungesagt geblieben wäre.

In „Kunst“ entzündet sich der Streit an einem Gemälde, das einer der drei Freunde für unfassbare 100.000 Euro gekauft hat und das für seinen Freund einfach nur eine weiße Fläche darstellt. Ist es nun „viel mehr als weiß“ oder „eine riesige weiße Scheiße“? Kurzweilig wird diskutiert, und das Publikum folgt dem Geschehen erheitert und gebannt.

Wie so oft gibt es auch hier etwas, das die Schattenlichter in ihre eigene Inszenierung mitnehmen können: So unterschiedlich die Meinungen der drei Freunde sind, hat man Mühe, sich vorzustellen, warum sie jahrelang beste Freunde gewesen sein sollten. Es lässt sich weder erahnen, was die drei jemals verbunden haben könnte, noch, wo und wie sich ihre Biografien gekreuzt haben könnten. Wir werden bei den Proben für „Der Vorname“ versuchen, den Freundschaftsaspekt anfangs stärker zu betonen.

Die Schattenlichter wünschen allen Theaterfreunden – ob mit oder ohne Kreuzbandriss – ein glückliches, schönes und gesundes neues Jahr! Und wir empfehlen „Kunst“ ausdrücklich! Für Sonntag, den 28. Januar 2018, gibt es noch Restkarten. Nichts wie kaufen!

Infos teilen:

Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.