Sechs Theaterbesuche in einem Monat …

Sechs Theaterbesuche in einem Monat …

Der Januar übertrifft alles bisher Dagewesene, seit wir diese Theater-Tipps bei Facebook und auf der Schattenlichter-Homepage veröffentlichen: Anfangs fragte ich mich, ob ich wohl oft genug ins Theater gehe, um monatlich einen Tipp schreiben zu können. Und nun sind es in diesem Monat sechs Theaterbesuche! Dazu könnte ich im Januar noch zwei Konzert-Tipps geben, aber zum einen verstehe ich zu wenig von klassischer Musik, um mich darüber öffentlich zu äußern, und zum anderen sind die Schattenlichter ja eine Theatergruppe!

Der vermutlich wirklich letzte Theatergang im Januar führte zwei Schattenlichter der fast ersten Stunde (Gruppenmitglieder seit 1986 und 1988) zu „Marlene“ ins Renaissance-Theater, wo sie allerdings den Altersdurchschnitt auffallend senkten. Das Theaterprogramm versprach Judy Winter, die „in die Rolle der großartigen Diva Marlene Dietrich“ schlüpfen und „im Paillettenkleid und Schwanenmantel ihr Publikum verzaubern“ werde.

Das tat sie durchaus — und, wir zu erwarten war, sehr authentisch und stimmungsvoll. Noch viel besser war allerdings, dass sich die Darbietung nicht auf die bekannten Dietrich-Darbietungen beschränkte: Rund eine Stunde vergeht, bis schließlich die Diva im Paillettenkleid die Bühne betritt. Zuvor lernen wir sie von einer ganz anderen Seite kennen: in der Garderobe, beim Drangsalieren ihrer Assistentin, beim Lesen von Fanpost und Drohbriefen, beim Ausleben von Kontrollzwang und Putzfimmel, bei cholerischen Anfällen und heiteren Telefonaten, schwankend zwischen Egomanie und Selbstzweifeln …

Wir erfahren, dass die Dietrich mit Werkzeug und Glühlampen reiste und durchaus in der Lage war, beides zu bedienen. Und wir werden Zeuge eines Interviews mit der New York Times, das der beste Monolog ist, den ich seit langem im Theater gesehen habe (außer natürlich dem Monolog von Claude in „Der Vorname“; überzeugt Euch selbst vom 22. bis zum 24. Februar).
Dieser ausführliche Blick hinter die Kulissen trägt dazu bei, den darauf folgenden glamourösen Bühnenauftritt von Marlene mit anderen Augen zu sehen — ein raffinierter Kniff der Stückautoren.

Wir empfehlen Jung und Alt: Hingehen — und mit einem Ohrwurm nach Hause gehen! Noch täglich bis 28. Januar sowie am 3. und 4. Februar.

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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.