Ein ungewöhnlicher Titel

Ein ungewöhnlicher Titel

Im März gehört die Bühne mal nicht dem Theater, sondern den Schriftstellern: Das diesjährige Festival „Literatur: Berlin“ hält vier Wochen lang bis zum 26. März an mehreren Orten in Berlin die unterschiedlichsten Autorenlesungen bereit.

Vier Schattenlichter besuchten eine Lesung des 1969 in der DDR geborenen Schriftstellers André Kubiczek in der Bibliothek am Wasserturm in Prenzlauer Berg, bei der der Autor gemeinsam mit dem Rowohlt Verlag seinen neusten Roman „Komm in den totgesagten Park und schau“ vorstellte.

Warum gerade Kubiczek? Ganz einfach: Über dessen zweitjüngsten Roman hatten wir uns im vergangenen Sommer gemeinsam schiefgelacht. Dort wird — ein bisschen wie bei „Tschick“ — ein pubertierender Jugendlicher von seinen Eltern in den Sommerferien mehrere Wochen lang alleine zu Hause gelassen — mit einem Haufen Geld in der Hand und der Ansage, sich schöne Ferien zu machen. Allerdings spielt Kubiczeks Tschick in der DDR der 1980er Jahre und heißt „Skizze eines Sommers“.

Auf eine ähnlich skurrile und witzig erzählte Handlung darf man sich offenbar auch bei „Komm in den totgesagten Park und schau“ freuen: Beim Festival präsentierte André Kubiczek zu jeder seiner drei Hauptfiguren einen mitreißenden Lesungsabschnitt. Seine Art, eigentlich trostlose und bedrückende Szenen so zu schildern, dass man sich vor Lachen die Seiten halten muss, ist sehr erfrischend und spricht die jüngeren wie auch die älteren Schattenlichter gleichermaßen an — ob es sich um den Kontrollbesuch des Jugendamts oder um den Besuch einer Plattenbausiedlung einer Kleinstadt handelt.

Wie es eigentlich zu dem Titel des Romans gekommen sei, fragt der hervorragend vorbereitete Rowohlt-Lektor den Autor. Kubiczek lacht und sagt: „Das sollte man besser nicht erzählen.“ Natürlich erzählt er es dann doch: Da ein Verlag so gut wie nie den Titelvorschlag der Autoren übernehme, geben sich die Autoren keine große Mühe mit dem Ersinnen von Titeln, sondern geben ihrem Buch lediglich einen Arbeitstitel. Kubiczek mag Lyrik, und so wählte er als Arbeitstitel den Titel eines Gedichts des Lyrikers Stefan George. Und es geschah, was sonst nie geschieht: Der Verlag fand den Titel großartig passend, und so blieb es dann dabei.

Über Kubiczeks „Skizze eines Sommers“ wird an dieser Stelle hoffentlich bald zu lesen sein: Dieses Buch hat es nämlich auf die Bühne des Hans-Otto-Theaters in Potsdam geschafft, wo wir es uns bald ansehen wollen. Potsdam — ein idealer Ort, denn nicht nur wurde dort schon „Tschick“ toll inszeniert, sondern Potsdam ist auch der Schauplatz der Handlung von „Skizze eines Sommers“.
Was die Schattenlichter empfehlen:

  1. Die nächste Lesung von André Kubiczek — und zwar am Donnerstag, 15. März, um 19 Uhr in Leipzig, Schaubühne Lindenfels, Grüner Saal, Karl-Heine-Straße 50
  2. „Skizze eines Sommers“ im Hans-Otto-Theater in Potsdam — an drei Terminen im März und zwei Terminen im April
  3. Viele Lesungen für jeden Geschmack beim Literaturfestival in Berlin — Programm unter www.literatur.berlin
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Autor: Elke Brumm

Elke Brumm ist das dienstälteste Schattenlicht. Bei der allerersten Aufführung im Weihnachtsgottesdienst 1985 in der Pauluskirche war sie noch Zuschauerin, aber schon beim zweiten Stück war sie aktiv dabei - und ist es bis heute geblieben. Neben den spielerischen Aktivitäten ist Elke Brumm das organisatorische Rückgrat der Schattenlichter; die studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (FU Berlin) macht für die Schattenlichter auch die Pressearbeit und die Programmhefte. Seit 2015 schreibt sie ungefähr einmal monatlich einen Theater-Tipp für den Freundeskreis der Schattenlichter, denn da die Schattenlichter immer nur im Februar spielen, muss man schließlich auch im restlichen Jahr wissen, wo man kurzweilige und inspirierende Theaterabende verbringen kann.