„Die Lage ist ernst, sehr ernst!“

„Die Lage ist ernst, sehr ernst!“

Erst vor zehn Tagen waren mehrere Schattenlichter im GRIPS Theater zur „Linie 1“. Schon gestern kehrten sie in das Theater am Hansaplatz zurück – zur öffentlichen Generalprobe von „Cheer Out Loud!

Es gibt gleich zwei gute Nachrichten! Die erste: Das Stück ist von Anfang bis Ende super. Und die zweite: Für die Vorstellungen am kommenden Freitag und Samstag, 18. und 19. Januar, gibt es noch Karten.

Verglichen mit den üblichen Generalproben der Schattenlichter verlief die gestrige im GRIPS vorbildlich: Nur ein einziges Mal war die Souffleuse zu hören, und ein Mal rief der Regisseur einen Kommentar in Richtung Bühne. Alles andere wirkte auf den Zuschauer perfekt. Da sollte bei der morgigen Premiere alles flutschen. Die Premiere wird zugleich auch die Uraufführung des Stücks von Susanne Lipp sein, das das GRIPS mit Regisseur Robert Neumann für sich adaptiert hat.

Worum geht’s? Im Zentrum der Handlung steht ein Berliner Sportverein – GRIPS-Handlung ist in der Regel lokal geprägt -, wie ihn jeder Berliner kennt – sei es in echt oder in seiner Vorurteilswelt. So ein Sportverein hat betagte Hallenwarte, die sich stark berlinernd über den Dreck der Sportler aufregen, ältliche und altmodische Vorstände mit schlimmen Brillen, strähnigen Haaren und sozialem Charakter sowie dynamische Emporkömmlinge, die den Verein zur Profilierung nutzen. All diese Typen hat das GRIPS so gut beobachtet, dass man am liebsten ständig Szenenapplaus spenden würde.

Was auch fast jeder Berliner Sportverein hat, sind Geldsorgen. Diese bringen auf der GRIPS-Bühne den gerade abgestiegenen Basketballverein dazu, sein eigentlich erfolgreiches und durchaus ansehnliches Cheerleader-Team aufzulösen. Für die Cheerleaderinnen und Cheerleader bricht die Welt zusammen, und der Vorstand ist wie gelähmt und kann immer nur lamentieren: „Die Lage ist ernst, sehr ernst!“

Da kommt einer der Cheerleaderinnen die rettende Idee: Der größte Fan des Teams, Leonie, soll in die Cheerleadergruppe aufgenommen werden. Denn dann würde es plötzlich Fördergelder hageln, weil Leonie das Down-Syndrom hat. Der Vorstand greift die Idee auf und macht ein paar – saukomische und politisch nicht korrekte – Imagefilme. Und schon sind die ersten Sponsoren da, spenden eine Rampe und rücken die ersehnte Finanzspritze rüber! Aber der Verein hat nicht mit der Trainerin und den ambitionierten Cheerleaderinnen und Cheerleadern gerechnet, die es „behindert“ finden, mit Behinderten trainieren und auftreten zu sollen. Mehr sollte nicht verraten werden …

Die Inszenierung ist mit 90 Minuten ohne Pause sehr kurzweilig gelungen – und sehr modern, mit Bühne in der Bühne, Live-Videoübertragungen und Beatboxing. Alle Achtung auch vor dem Körpergefühl mehrerer Ensemblemitglieder, die das „Rumgehopse mit bunten Puscheln“ so ambitioniert darstellen, dass so manchem der Schweiß ausbricht.

Die Schattenlichter sagen „Toi toi toi“ für die Premiere und wünschen dem Verein – ach nein, dem Stück – eine lange Lebensdauer! Wir würden uns freuen, die Neuentdeckungen des Ensembles auch in weiteren Stücken wiederzusehen.

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747.600 Menschen können nicht irren

747.600 Menschen können nicht irren

Das GRIPS-Erfolgsmusical „Linie 1“ kann man nicht oft genug sehen – das denke anscheinend nicht nur ich, sondern auch viele andere Menschen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass heute schon die 1.869. Vorführung im GRIPS Theater am Hansaplatz gezeigt wurde? Gehen wir von einem immer ausverkauften Haus aus – denn leere Plätze habe ich bei diesem Stück noch nicht gesehen -, haben bereits 747.600 Menschen das Berlin-Musical von Volker Ludwig und Birger Heymann gesehen.

„Linie 1“ ist für mich der perfekte Auftakt eines Theaterjahres: Ein schwungvolles Ensemble mit immer wieder neuen Ideen und rasanten Kostümwechseln, eine historische Berlin-Thematik, witzige Choreografien zur Ohrwurm-Musik, eine tolle Band und ein wandlungsfähiges, authentisch wirkendes U-Bahn-Bühnenbild – da bleiben keine Wünsche offen. Heute war schön zu beobachten, wie gut die Urgesteine der „Linie 1“ – allen voran der 78-jährige Dietrich Lehmann (Respekt!) – mit den Neuzugängen des Ensembles zusammenspielen und „Berlin-Klassiker“ von 1986 immer wieder neuen Schwung verleihen.

„Wem würden Sie das Stück weiterempfehlen?“ fragte das GRIPS Theater im Anschluss an die Vorstellung mit einem Fragebogen. Meine Antwort: „Allen meinen Freunden – und jedem, der gerne ins Theater geht!“

Die morgige Vorführung ist ausverkauft, aber für den 1., 2. und 3. Februar gibt es noch Karten. Ich habe gerade gezählt: Noch 27-mal wird „Linie 1“ in dieser Spielzeit zu sehen sein. Die 1.900 wird also erst im Herbst erreicht, wenn das GRIPS auch sein 50-jähriges Bestehen gefeiert hat. Dies geschieht offenbar nicht mit einer Einzelveranstaltung, sondern mit einer gesamten Jubiläumsspielzeit. Umso besser – dann haben alle was davon!


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Viele Fragen und ein 300. Geburtstag

Viele Fragen und ein 300. Geburtstag

Die Schattenlichter wollten etwas für ihre Theatergrundbildung tun und kauften Karten für die zwei wohl bekanntesten Stücke von Bertolt Brecht: „Die Dreigroschenoper“ und „Galileo Galilei“ – für Ende Dezember und Ende Januar im Brecht-Stammhaus, dem Berliner Ensemble.

Teil 1 der Bildungsreise, zufällig genau die 300. Vorstellung der „Dreigroschenoper“, stellte die Schattenlichter vor mehrere Rätsel:

Warum ist dieses farbenprächtige Stück mit seinen schillernden Bordellen, rauschenden Partys und phantasievollen Bettlerkostümen komplett in Schwarzweiß dargestellt, bis hin zum schwarzweißen Bühnenbild samt entsprechender Beleuchtung, die entweder helle, überblendete Flecken zeigt oder alle Mimik im Dunklen ersäuft?

Warum muss jeder Satz überzeichnet gesprochen werden, und was bringt es, keine einzige natürliche Bewegung zuzulassen? Ist das eine neue Interpretation des Brechtschen Verfremdungseffekts?

Und ist es nicht ein Sakrileg, die mitreißenden Kurt-Weill-Lieder in einem Sprechgesang oder in piepsiger Übersteuerung zum Besten zu geben, den Rhythmus immer wieder zu durchbrechen und ans Ende fast jeden Liedes ein Comicgeräusch zu setzen? Überhaupt die Geräusche: Wen sollte es amüsieren, dass Geräusche wie Schritte, Trinken und Schlucken in großer Lautstärke eingespielt wurden? Zumindest bei uns im zweiten Rang lachte niemand, sondern alle erwarteten ermattet nach 125 Minuten die Pause und nach weiteren 40 Minuten den erlösenden Schluss.

Doch dann wurde es zu unserer Überraschung auf einmal farbenfroh: Goldenes Konfetti flog durch die Luft, und eine goldene Jubiläums-300 drehte sich vor dem knallroten Schlussvorhang. Das bis dahin apathisch wirkende Publikum erwachte und klatschte sogar eine Zugabe heraus.

Wenn sich die Schattenlichter auf ein Lob einigen konnten, dann darauf, dass die Schauspieler und Musiker das Überziehen mit großer Konsequenz durchgehalten haben. Handwerklich war das sehr gut, nur den Sinn der Inszenierung haben wir nicht verstanden. Was Brecht wohl dazu sagen würde? „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“?

Als Theater-Tipp verweisen wir auf unseren zweiten Brecht-Versuch im Berliner Ensemble: „Galileo Galilei“ am 27. Januar 2019.

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Weihnachts-Theatergutschein gesucht?

Weihnachts-Theatergutschein gesucht?

Theater-Tipp für Dezember (2/3)

Wer noch schnell einen Weihnachtsgutschein basteln und einen heiteren Theaterbesuch verschenken möchte, dem empfehlen fünf Schattenlichter die neuste Inszenierung des Schlosspark-Theaters: „Monsieur Claude und seine Töchter„.

Wieder einmal geht das Konzept auf, aus einem erfolgreichen Kinofilm ein erfolgreiches Theaterstück zu machen. Auch wenn sämtliche Berliner im Vorweihnachtsstress sind, war im Schlosspark-Theater am 22. Dezember fast jeder Platz besetzt. Noch ist die Erinnerung an den lustigen Film von 2014 mit Christian Clavier in der Hauptrolle frisch, und man hat Lust, sich auch auf der Bühne anzusehen, was auf der Leinwand lustig war.

Film und Stück handeln von einem konservativen französischen Ehepaar aus der Provinz, dessen allesamt in Paris lebenden Töchter die Wertewelt der Eltern auf den Kopf stellen, indem sie anstatt „anständiger katholischer Franzosen“ einen Juden, einen Muslim und einen Chinesen heiraten. Auf die vierte, noch ledige Tochter fokussiert sich alle elterliche Hoffnung, doch noch einen echten französischen Katholiken zu einer schönen kirchlichen Trauung in der Provinz zu bewegen. Als sich ein Verlobter mit dem gutbürgerlichen Namen Charles ankündigt – hach, wie Charles de Gaulle -, der noch dazu aus einer strenggläubigen katholischen Familie stammt, scheint die Welt des Monsieur Claude wieder in Ordnung – bis er und seine Frau dem Auserwählten endlich gegenüberstehen …

Film und Stück sind gleichermaßen kurzweilig und lustig. Sie verhandeln jede Menge Klischees und zeigen, dass die, über die ein Klischee existiert, auch selbst in Klischees denken. Jung und Alt nehmen sich da in der Handlung nicht viel. Das Ganze wird zwar im Schlosspark-Theater nicht tiefgründig verhandelt, aber da dies auch im Film nicht der Fall ist, werden keine Erwartungen enttäuscht. Das tut der Sache keinen Abbruch: Man kann sich schließlich auch ohne erhobene Zeigefinger zum Nachdenken anregen lassen.

Ein Film kann ja problemlos von einem Ort zum anderen springen. Für ein Bühnenstück ist das schwieriger. Das Schlosspark-Theater löst die Problematik genial mit ein paar Stühlen, mehreren bunten Vorhängen und einer Drehbühne. Bemerkenswert ist das fürs Schlosspark-Theater ungewöhnlich große Ensemble: Da alle Töchter, Schwiegersöhne und Eltern in der Regel gleichzeitig auf der Bühne stehen und sich auch manche Nebenrollen nicht gut für Doppelrollen eignen, stehen 13 Personen auf der Bühne. Das bringt eine Vielfalt mit sich, die zum Charakter des Stücks hervorragend passt. Die Rollen der Madame und des Monsieur Claude spielen Brigitte Grothum und Peter Bause.

Das französische Filmoriginal hat übrigens einen sehr viel einfallsreicheren namen als die deutsche Übersetzung – nicht etwa „Monsieur Claude et ses filles“, sondern „Qu’est-ce qu’on a fait au bon dieu?“. Genau das ruft Madame verzweifelt aus, nachdem sie ihren vierten Schwiegersohn zum ersten mal gesehen hat: „Was haben wir dem lieben Gott nur getan?“

Für Eure Gutscheine: Es gibt wieder zahlreiche Vorführungen ab Mitte Januar, außerdem im Februar und im April 2019. Viel Spaß!

 

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Viel mehr als Kabarett

Viel mehr als Kabarett

„Jetzt noch deutscherer“ heißt das aktuelle Programm des Franzosen Alfons, das sich vier Schattenlichter gestern in den „Wühlmäusen“ ansahen. Der Titel ist Programm, denn Alfons hat nach 27 Jahren in Deutschland nun die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.

Alles begann mit einem Brief des damaligen Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz, der dem in Hamburg lebenden Alfons in freundlichem Amtsdeutsch vorschlug, Deutscher zu werden. Wie Alfons humorvoll darlegt, war er anfangs misstrauisch und suchte das Kleingedruckte, à la „Im ersten Jahr ist das Deutschsein kostenlos, danach buchen wir monatlich 24,99 Euro von Ihrem Konto ab.“ Auch Alfons‘ beste Freunde in Frankreich zeigten sich völlig verständnislos, warum sich Alfons „naturalisieren“ lassen solle; diesen hässlich klingenden Fachbegriff nutzt man tatsächlich in Frankreich. Er sei doch nun wirklich kein Deutscher, der mit Stahlhelm herumlaufe und „Schnell!“ brülle. Nicht zuletzt sah auch Alfons selbst an sich nach wie vor typisch französische Merkmale wie Unpünktlichkeit oder ein völliges Unverständnis darüber, dass man in Deutschland Demonstrationen anmelden müsse.

Dies alles ist sehr vergnüglich mitzuerleben, aber wer nun denkt, dass es zwei Stunden lang so weitergehen würde, ist auf dem ‚olzweg: Je später der Abend, desto emotional und politisch tiefgründiger wird er. Alfons bricht so manche Lanze für ein vereintes Europa und für die Deutsch-französische Freundschaft. Was wir über seine Grand-mère und über die Vergangenheit von Alfons‘ Familie erfahren, überrascht und geht weit über ein typisches Kabarett mit nettem Franzosenakzent hinaus. Auch eine stimmungsvolle Live-Piano-Begleitung mit Gesang und Fotos tragen zum Rundumgelingen bei.

Heureusement gibt es in Kürze zwei noch nicht ganz ausverkaufte Zusatztermine in Berlin: am 19. und 20. Februar 2019. Die Schattenlichter empfehlen: Faut pas le rater … und sind froh, dass die eigenen Schattenlichter-Aufführungstermine erst am 21., 22. und 23. Februar sind, so dass es nicht zu einer deutsch-französischen – ach nein, jetzt ja deutsch-deutschen Konkurrenzsituation kommen wird.
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Sagen, was man denkt

Sagen, was man denkt

Wer gerne mal seine Meinung sagt, für den hat das Theater STRAHL ein perfektes Stück im Programm – mit dem passenden Titel „Das wird man doch mal sagen dürfen!“

Christian Giese, der vor allem als langjähriger GRIPS-Schauspieler bekannt ist, hat ein interaktives Theaterstück geschrieben: Die Zuschauer ordnen sich schon beim Betreten des Raumes bestimmten Gruppen zu, in deren Denkweise sie sich im Lauf des Stücks versetzen sollen. Zur Meinungsäußerung stehen Stimmkarten zur Verfügung; oft genug werden aber auch mündliche Kommentare erbeten. Das funktioniert ganz gut; viele der Acht- und Neuntklässler im Publikum lassen sich motivieren, sich vor dem großen Publikum zu positionieren.

Themen, die kommentiert werden können, bietet das Stück zuhauf: Vor allem dreht es sich um Beeinflussung, Vorurteile, Diskriminierung, Geschlechtsbilder und Ausländerfeindlichkeit, aber auch um erste Beziehungsversuche zwischen Schülerinnen und Schülern sowie um die unterschiedlichen Elternhäuser und ihre Probleme.

Festgemacht wird das alles an den vier Schülern Mila, Paul, Kappi und Hakan: Mila und Paul fühlen sich zueinander hingezogen. Und auch Kappi hat ein Auge auf Mila geworfen. Während Paul es am liebsten allen recht machen möchte, bezieht Kappi immer klar Stellung. Hakan ist vor allem mit seinem Fitness-Channel beschäftigt, scheut sich aber auch nicht, unbequeme Meinungen zu äußern. Dann wird Mila eines Abends überfallen – und Kappi meint ganz genau zu wissen, wer das gewesen ist …

Je nachdem, welche Neigungen das Publikum nach bestimmten Szenen vertritt, wird die nachfolgende Szene in die eine oder andere Richtung gelenkt. So verläuft jede Vorstellung anders: Mal wird eher gegen die Diskriminierung von Frauen und Mädchen protestiert, mal wird vor allem der rechtsextreme Kappi kritisch betrachtet. Dabei können die Schauspieler zwar vieles steuern, aber wenn bestimmte Argumente nicht geliefert werden, sind sie machtlos – und müssen darauf vertrauen, dass die Schüler mit ihren Lehrern ein Nachgespräch über das Stück führen.

Die Vorstellungen finden in der Spielstätte „Die Weiße Rose“ in der Martin-Luther-Straße 77 in Schöneberg statt. Auf Wunsch kann ein Nachgespräch mit einem Theaterpädagogen gebucht werden.Empfohlen wird es für Menschen ab 13 Jahren.

In der Regel wird das Stück schulklassenkompatibel um 11 Uhr gezeigt, hin und wieder aber auch am frühen Abend. Die nächsten Termine sind von 30.11. bis zum 7.12.2018, weitere gibt es im Januar, März und April 2019.

 

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Kreide essen

Kreide essen

Das Märchen vom „Rotkäppchen“ kennt jeder, aber so wie in der Märchenhütte hat man es noch nie gesehen. Die Märchenhütte am Monbijoupark zeigt von November bis Februar ihre eigenen Versionen der bekanntesten Grimm’schen Märchen. Jede Vorstellung setzt sich aus zwei Märchen zusammen; dazwischen ist Pause zum Entspannen der Lachmuskeln und zum Bestellen von Getränken.

„Rotkäppchen“ gibt’s im Doppelpack mit dem Märchen „Der Wolf und die sieben Geißlein“ – sehr praktisch, weil in beiden Märchen ein Wolf benötigt wird und sich der Schauspieler nicht umziehen muss.

Wer es gerne aktiv mag, sollte sich schön weit nach vorne setzen. Dann gibt es Chancen, dass man Kreide essen darf, um zu testen, ob dadurch die Stimme höher wird, oder aber dass man die wichtige Rolle des Jägers bekleiden darf. Und mehr sollte wirklich nicht verraten werden!

Zum Märchenhüttenensemble gehören auch ein Lagerfeuer, ein Glühweinstand und sogar eine Pizzeria. Es lohnt sich also, früher zu kommen und länger zu bleiben, um schon mal ein bisschen Weihnachtsatmosphäre zu genießen.

Infos zu den zahlreichen Märchen gibt es unter www maerchenhuette.de. Es gibt Märchen für Erwachsene (ab 14) sowie Märchen für Kinder und ihre Eltern.
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Unser Stück „Der Vorname“ im Kino

Unser Stück „Der Vorname“ im Kino

Unser Theater-Tipp für November ist eigentlich ein Kino-Tipp, aber er hat mit dem Theater zu tun: Sechs Schattenlichter haben sich den neuen Film „Der Vorname“ angesehen – ein besonderes Vergnügen, weil wir den „Vornamen“ ja gerade erst im Februar als Theaterstück gespielt hatten.

Interessant war zum einen, wie „unsere“ Rollen besetzt worden waren, denn der Film ist hochkarätig besetzt: Den Aufrührer Vincent, der behauptet, sein Kind Adolf nennen zu wollen, spielte statt Marc Roulet nun Florian David Fitz – beide jung und smart und in ihren Rollen unglaublich arrogant und egozentrisch. Die Rolle des peniblen Literaturprofessors, den bei uns Iver Lauermann verkörperte, spielte im Kino Christoph Maria Herbst – sehr schön realitätsfern und trocken, eine Idealbesetzung! Seine Frau war statt Elke Brumm im Kino Caroline Peters, eine Theaterschauspielerin. Sie bekam im Kino Szenenapplaus – an derselben Stelle wie bei den Schattenlichtern im Theaterstück! Deren Jugendfreund Claude war nicht Justin Becker, sondern Justus von Dohnanyi. Bei beiden war der extrem lange emotionale Monolog die größte Herausforderung der Rolle. Nicht zuletzt war die werdende Mutter – Susanne Wein – mit dem GZSZ-Star Janina Uhse besetzt; beide wunderbar in ihrer Wut beim Diskutieren.

Alle zeigten eine hervorragende Leistung, und das Kinopublikum kam aus dem Lachen und „Oh, oh“-Sagen nicht heraus. Beim Abspann gab es noch einmal Applaus – im Kino eine Besonderheit!

Spannend war für die Schattenlichter auch, wie manche für Frankreich typische Thematik ins Deutsche übertragen wurde, beispielsweise die Frage, ob Adolf mit f oder phe geschrieben werde.

Im Vergleich mit dem französischen Film „Le Prénom“ von 2012 mit Patrick Bruel gab es viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel, wie mit Rückblenden und Parallelhandlungen umgegangen wird. Da ist das Kino dem Theater gegenüber eindeutig im Vorteil. Der deutsche Film hat sich aber mehr Freiheiten in Bezug auf die Stückvorlage gelassen, was sicherlich daran liegt, dass das französische Filmskript von denselben Autoren geschrieben wurde wie das Stück (Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière). Die deutsche Variante war mit 90 Minuten ganze 20 Minuten kürzer als das französische Pendant; durchaus kein Nachteil!

Unsere Empfehlung: Unbedingt hingehen – und dann mal die französische DVD besorgen und vergleichen! Der Film läuft in der dritten Woche noch in mehr als einem Dutzend Kinos, beispielsweise im Adria, im Cinema Paris, im Kino in der Kulturbrauerei und im New Yorck.

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Vier Millionen Zuschauer für die „Hartmanns“ im Schiller Theater

Vier Millionen Zuschauer für die „Hartmanns“ im Schiller Theater

Über erfolgreiche Kinofilme, die anschließend auch auf die Bühne gebracht werden, haben die Schattenlichter schon häufig berichtet. Schließlich haben auch wir selbst mit „Frau Müller muss weg“ und „Der Vorname“ erst kürzlich solche Erfolgsgeschichten gespielt.

Unser Theater-Tipp gilt diesmal dem Stück „Willkommen bei den Hartmanns“, der ersten Inszenierung, die die Komödie am Kurfürstendamm nach der traurigen Schließung seiner Traditionsbühne nun in seinem Exil im Schiller Theater präsentiert. Sechs Schattenlichter haben sich das Stück gestern Abend angesehen.

Die „Hartmanns“ kamen 2016 ins Kino. Mit einer Starbesetzung wie Heiner Lauterbach, Senta Berger, Florian David Fitz und Elyas M’Barek wurde es der erfolgreichste deutsche Kinofilm des Jahres mit vier Millionen Zuschauern. Der Stoff greift eine aktuelle Thematik auf, die damals sogar noch aktueller war als heute: die Flüchtlingswelle.

Den Simon-Verhoeven-Film hat John von Düffel für die Bühne umgeschrieben; Martin Woelffer erstellte die Regiefassung. Rufus Beck und Gesine Cukrowksi spielen das wohlhabende Ehepaar Hartmann, das sich – eher aus Langeweile als aus sozialem Engagement – entschließt, einen Flüchtling bei sich aufzunehmen. Das bringt Bewegung in die öde heile Welt der Gutbürgerlichen mit ihren Wohlstandsproblemen. Aber so einfach ist es nicht, denn die erwachsenen Kinder und die Nachbarn haben auch ein Wörtchen mitzureden, und natürlich bleiben auch die politisch rechtsaußen angesiedelten Mitbürger nicht untätig.

Martin Woellfer hat die Handlung nach Zehlendorf verlegt, wo Hartmanns eine große Villa besitzen, die auf der Bühne eindrucksvoll nachgestellt ist und das einzige Bühnenbild darstellt. Das Haus überrascht mit vielen Funktionen wie verschiebbaren Fensternischen und sich öffnenden Spalten, die Raum für neue Szenen schaffen. Originell und hübsch!

Naturgemäß spielt ein solches Theaterstück mit einigen Klischees wie den ewigen Versuchen des Herrn Hartmann, sich mit heimlichen Schönheits-OPs ein täglich jüngeres Aussehen zu verschaffen. Aber auch für ernste Themen ist genügend Raum: Als beispielsweise Flüchtling Diallo – Quatis Tarkington – die Geschichte von sich, seiner Familie und seinem Dorf erzählt, ist das ansonsten sehr amüsierbereite Publikum plötzlich totenstill.

A propos Publikum: Dieses wird hin und wieder in die Handlung eingezogen, indem es beim „Flüchtlingscasting“ der Hartmanns mehrere Hundert Geflüchtete darstellt, aus denen die Hartmanns schließlich Diallo auswählen. Dies ist zum einen ein geschickter Schachzug, um keine weiteren Schauspieler auftreten zu lassen, aber es transportiert auch die Botschaft, dass jeder von uns ein Flüchtling ist bzw. sein könnte.

Geflüchtet ist nicht zuletzt auch das obdachlose Komödienensemble – ins Schiller Theater. Das Wiedersehen mit dem 1993 geschlossenen Theaters macht Freunde; irgendwie wirkt es auch nach 25 Jahren Abstinenz noch seltsam vertraut. Außerdem ist es so groß, dass es eigentlich nur hier gelingen kann, die vier Millionen Zuschauer nach und nach zusammenzubekommen, die nach dem Film auch dem Theaterstück zu gönnen wären.

„Willkommen bei den Hartmanns“ wurde vor drei Wochen uraufgeführt. Es ist noch bis zum 28. Oktober täglich außer montags zu sehen. Wer gerade zu viele Termine hat, kann sich auch schon Karten für 2019 kaufen: Da laufen die Hartmanns vom 26. Februar bis zum 10. März.

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„Fly, Edith, Fly“ im BKA Theater

„Fly, Edith, Fly“ im BKA Theater

Wer das Team um Ades Zabel alias Edith Schröder schon einmal gesehen hat – beispielsweise im Neukölln-Musical „Linie 8“ -, mag sich fragen, ob ein neues Programm rund um die Neuköllner Hartz-8-Empfängerin Edith Schröder überhaupt noch eine Steigerung bieten kann. Und ob! Ein Besuch von „Fly, Edith, Fly“ im BKA Theater lohnt sich für Neulinge ebenso wie für eingefleischte Fans. Die unterschiedlichsten Themen werden abgehandelt – angefangen beim BER und beim Fliegen über Neukölln und den Ballermann bis hin zu Alkohol, Drogen und – noch schlimmer! – Schlagergesang.

Die zweieinhalb Stunden des turbulenten Programms vergehen wie im Fluge. Den Schattenlichtern gefallen vor allem auch die Filmaufnahmen, die saukomisch sind und zugleich den Schauspielern Zeit zum Umziehen geben. Außerdem soll man ja unterschiedliche Medien einsetzen, damit sich die Zielgruppe besser konzentrieren kann! Nicht zuletzt macht es den eingefleischten Berlinern im Publikum große Freude, die originell gewählten Drehorte wiederzuerkennen.

Sogar Praktisches zum Mitnehmen bekommen die Besucher an die Hand: einen BER-Werbeaufkleber, von dem sich das echte BER-Team eine Scheibe abschneiden könnte, und das Wissen darüber, welche Nachnutzung der BER eines schönen Tages erfahren wird.

Berlinerinnen und Berliner jeglicher sexuellen Orientierung, wenn Ihr Lust auf Spaß habt, schaut Euch diese Show an! Das geht noch heute und morgen um 20 Uhr oder – mit etwas mehr Vorlauf – vom 17. bis zum 20. Oktober 2018. Infos und Karten unter www.bka-theater.de.

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